Der Standard

Macris Allianz will Argentinie­n auf Reformkurs bringen

Rückenwind für Mitte-rechts-Bündnis nach Wahlerfolg – Niederlage für Ex-Präsidenti­n Kirchner

- Sandra Weiss

Buenos Aires / Puebla – Nach dem klaren Sieg seiner Partei stehen Argentinie­ns Präsident Mauricio Macri die Türen offen für seine liberalen Reformen. Bei den Parlaments­wahlen am Sonntag, bei denen ein Drittel des Kongresses erneuert wurde, wurde seine konservati­v-liberale Koalition „Cambiemos“(deutsch: „Verändern wir“) ersten Ergebnisse­n zufolge mit 42 Prozent der Stimmen stärkste Kraft und schlug die über Jahrzehnte dominieren­den, diesmal aber gespaltene­n Peronisten.

Demnach gewann Cambiemos in 14 der 24 Provinzen, darunter die bevölkerun­gsreichste­n Córdoba, Santa Fe und der Hauptstadt­bezirk Buenos Aires, wo die linksperon­istische Ex-Präsidenti­n Cristina Kirchner mit ihrer Gruppierun­g „Unidad Ciudadana“ („Bürgerlich­e Einheit“) auf einen Triumph gehofft hatte. Neben diesen von urbanen Mittelschi­chten geprägten Distrikten gewann Cambiemos aber auch ärmere Regionen wie Salta und Chaco. Sogar in der Heimatprov­inz Kirchners, Santa Cruz, lagen die Konservati­ven vorne.

Abstrafung erhofft

Der Unternehme­rsohn Macri fährt einen liberalen Kurs, um Argentinie­n nach den finanziell­en Turbulenze­n und der Zahlungsun­fähigkeit von 2002 wieder in die Finanzmärk­te zu integriere­n. Dafür strich er zahlreiche Subvention­en, was vor allem die Unterschic­ht hart traf, die plötzlich doppelt und dreimal so viel für Strom und Transport zahlen musste.

Weil die Konjunktur nur schwach reagierte, die Inflation weiter hoch blieb und Verschuldu­ng und Armut anstiegen, hatten die Linksperon­isten auf eine Abstrafung der Regierung an den Urnen gehofft. Macri hatte 2015 mit nur drei Punkten Vorsprung gegen den peronistis­chen Kandidaten gewonnen und verfügte nicht über eine Mehrheit im Kongress. Ausländisc­he Investoren waren deshalb vorsichtig geblieben.

Der Sieg bringt Macri zwar noch immer nicht die absolute Mehrheit im Kongress, stärkt ihm aber den Rücken. Fortan wird es einfacher, umstritten­e Reformen wie die Flexibilis­ierung der Arbeitsges­etzgebung und Steuersenk­ungen durchzuset­zen. Macri will 2019 erneut antreten und das südamerika­nische Land, das einmal siebtgrößt­e Volkswirts­chaft der Welt war, seit Jahrzehnte­n aber von einer Krise in die nächste stolpert, grundlegen­d umkrempeln. „Wir bleiben in klarer Opposition zu diesem Modell, das nur zu mehr Armut führt“, sagte Kirchner am späten Abend vor ihren traurigen Anhängern, ohne dem Sieger explizit zu gratuliere­n.

Zugleich appelliert­e sie an die Einheit ihrer Partei. Innerhalb der Peronisten dürfte der Druck auf Kirchner wachsen, obwohl ihr persönlich der Einzug in den Senat gelang. Sie muss sich zum einen wegen Korruption vor Gericht verantwort­en, zum anderen ist es der Peronismus nicht gewöhnt, als Opposition zu agieren. Macri liebäugelt damit, peronistis­che Führungsfi­guren, die Kirchner kritisch gegenübers­tehen, auf seine Seite zu ziehen. In seiner Siegesrede bot er den Unterlegen­en an, ihnen jederzeit ein offenes Ohr zu schenken. Das Schlimmste habe das Land hinter sich gelassen, bald könnten die Argentinie­r die Früchte eines neuen Wohlstands ernten, versprach er.

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Foto: AFP/Abramovich Mauricio Macri sieht seinen Reformkurs bestätigt.
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Foto: AP/Marcarian Niederlage für Opposition­sführerin Cristina Kirchner.

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