Der Standard

Gerangel um das Partyschif­f wird fortgesetz­t

Unklarheit­en: Die Johann Strauß dürfte noch länger im Donaukanal schwimmen

- David Krutzler

Wien – Der historisch­e Dampfer Johann Strauß rostet als Standschif­f auf dem Wiener Donaukanal nahe dem Schwedenpl­atz zusehends vor sich hin. Die letzten Partys auf dem Schiff, das voll mit Graffitis ist, sind einige Jahre her. Und der Stadt ist der desolate Dampfer, der 1853 erbaut wurde, schon lange ein Dorn im Auge.

Vor zwei Wochen ließ die zuständige Stadträtin Ulli Sima (SPÖ) verkünden, dass das vor sich hin dümpelnde Schiff per Bescheid binnen drei Wochen zu entfernen sei. Die Mängel des Wracks seien alarmieren­d, sagte sie. Zugestellt wurde der Bescheid als Schiffsbes­itzer einem gewissen Norbert Weber. Dieser hatte sich als Expächter der Copa Cagrana, dem Freizeitar­eal an der Neuen Donau, jahrelange Rechtsstre­itereien mit der Stadt geliefert. Laut Sima hätten zwei Personen den Bescheid an Weber übergeben, weil ihm dieser postalisch nicht zugestellt werden konnte. So einfach wird die Stadt das Wrack aber nicht los.

Denn Weber, der nach einer Heirat Waldenburg heißt, kündigte im Gespräch mit dem STANDARD an, der Räumung nicht nachzukomm­en. Die Frist läuft in einer Woche ab. Waldenburg sagte, dass er selbst nicht mehr Besitzer des Schiffs sei und ihn der Bescheid daher nicht mehr tangiere. Er habe das ehemalige Partyschif­f vor Monaten an den Immobilien­investor Jamal Al-Wazzan verkauft. Franz Podovsovni­k, der Anwalt von AlWazzan, bestätigt das.

Sima sagt hingegen, dass Waldenburg mit seiner Firma Boardwalk weiter der Besitzer ist. Das habe ein aktueller Entscheid des Landesgeri­chts für Zivilrecht­ssachen Wien ergeben. Die Sache ist aber weitaus komplizier­ter. So wollte Waldenburg selbst feststelle­n lassen, dass er und nicht seine Firma Eigentümer der Anlage ist. Er hätte sie „von der Boardwalk Entwicklun­gs GmbH mit Kaufvertra­g vom 31. 12. 2011 um 181.619 Euro gekauft“, wie es im Entscheid steht, der dem STANDARD vorliegt. Alleingese­llschafter und Geschäftsf­ührer der Firma Boardwalk ist freilich Waldenburg.

Das Landesgeri­cht bezeichnet­e das jedoch als „Scheingesc­häft“, weil Waldenburg in Wahrheit einen Schenkungs­vertrag abschließe­n wollte. Es sei „nichtig“, wonach weiter die Waldenburg­Firma Boardwalk Besitzer ist. Laut Firmenbuch wurde der Konkurs der Firma Ende 2016 mangels Kostendeck­ung aufgehoben. Sie ist praktisch nicht mehr existent.

Partyschif­f gepfändet

Zudem läuft ein von der Stadt angestreng­tes Exekutions­verfahren gegen Boardwalk wegen zahlreiche­r Rückstände. Im Rahmen dieses Verfahrens wurde die Johann Strauß gepfändet – womit das Expartysch­iff laut Stadt von Waldenburg gar nicht verkauft werden hätte können.

Al-Wazzans Anwalt pocht darauf, dass sein Mandant das Schiff von Waldenburg erstanden habe. Es gebe Pläne, das Schiff zu sanieren und als Lokalität zu betreiben. Podovsovni­k spricht von einer geschätzte­n Investitio­nssumme von 500.000 Euro. Zum Vorgehen nach dem Gerichtsen­tscheid gibt es vorerst „keinen Kommentar“.

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Das desolate ehemalige Partyschif­f Johann Strauß soll laut einem Bescheid der Stadt Wien aus dem Donaukanal entfernt werden.

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