Koalitionspoker überschattet Lohnrunde
Beim dritten Termin der Metallerherbstlohnrunde war das Gesprächsklima abgekühlt. Die Arbeitgeber sind sauer wegen Arbeitergleichstellung und Mindestlohn, die Gewerkschafter bereiten Versammlungen vor.
Wien – Von Getöse oder Mobilisierung sind die Beamten noch weit entfernt. Ihre Vertreterin der Gewerkschaft Öffentlicher Dienst absolvierten am Montag in aller Stille ihre zweite Rund eder Gehaltsverhandlungen mit dem Beamtenstaatssekretariat. Diskutiert wurden die wirtschaftlichen Eck daten von Inflation bis Wirtschaftswachstum, was bei Beobachtern den Eindruck erweckte, man wolle mit einem Abschluss auf die neue Regierung warten.
Hitziger ging es bei der dritten Kollektiv vertrags verhandlungsrunde der Metall technischen Indu strie(FMTI)zu,al so der Metallverarbeiter. Das Klima verschlechterte sich bereits im Vorfeld massiv, und die Arbeitgeber brachten das auch zum Ausdruck. Sie sind sauer, weil der Mindestlohn beschlossen, aber kein Kompromiss bei der Arbeitszeitflexibilisierung gefunden wurde – und am 12. Oktober auch noch das Gesetz zur Gleichstellung von Arbeitern und Angestellten durchs Parlament ging (am Mittwoch steht die Abstimmung des Bundesrats an), was die Personalkosten für Arbeiter und Angestellte ab Juli 2018 schrittweise erhöht.
„Hier ist viel Porzellan zerschlagen worden“, stellte der Sprecher der Arbeitgeber, Christian Knill, klar. Die Sozial partnerschaft funktioniere nur noch auf Betriebsebene sehr gut, womit wohl auch eine alte Forderung der In- dustrie in Erinnerung gerufen werden sollte, wonach sich die Unternehmer bei Kollektiv vertrags angelegenheiten mehr Spielraum für betriebliche Vereinbarungen wünschen .„ Man kann nicht zweimal seine Frau betrügen und ihr gleichzeitig sagen, sie soll dableiben“, erklärte Knill.
Wie die Beamten scheinen auch Metall-und Privat angestellten gewerkschafter auf Zeit zuspielen. Sie planen zwar noch keine Protest maßnahmen–der nächste Verhandlung st er min am 30. Oktober steht längst fest –, aber Betriebsräte konferenzen in den Bundesländern sind laut STANDARD-Infos in Vorbereitung. Ein Abschluss galt Montagnachmittag daher als unwahrscheinlich, eine auffällige Koinzidenz mit den Regierungs- verhandlungen wird in Verhandlerkreisen freilich vehement bestritten. Da beim Rahmenrecht (Arbeitszeiten, Zuschläge etc.) eine Einigung aussteht, wurde über die Prozente der Lohn- und Gehaltserhöhung für 130.000 Metallarbeiter und Industrieangestellte noch gar nicht gesprochen. Die Gewerkschafter fordern, wie berichtet, vier Prozent KV-Erhöhung.
Die Position der Arbeitgeber ist nach Jahren der Stagnation eine denkbar ungünstige: Die Konjunktur läuft wie geschmiert, die Auftragseingänge sind laut der im Auftrag der Gewerkschaft erstellten Branchenstudie der Arbeiterkammer (AK) in Hochform, und die Inflation steigt.
Von Jänner bis Mai stiegen die Auftragseingänge der Metalltech- nischen Industrie um 13,5 Prozent auf 14,7 Milliarden Euro. Im Vergleichzeitraum des Vorjahres waren es 13 Milliarden Euro gewesen, im Gesamtjahr 2016 solide 32,9 Milliarden. Eisen- und Stahlerzeuger zogen in den ersten fünf Monaten Aufträge im Volumen von drei Milliarden an Land, das ist ein Viertel mehr als im Vorjahreszeitraum. Die abgesetzte Produktion steigt nach einem Minus im Jahr 2016 kräftig, die Gewinnausschüttungen der 114 untersuchten Unternehmen machten 37 Prozent des Personalaufwandes aus und überstiegen die Sachinvestitionen. „Wären die Dividenden in Sachanlagen investiert worden, wären die Investitionen 2016 um 129 Prozent gestiegen“, rechnet die AK vor. (ung, APA)