Der Standard

Zweifel an Robustheit von Pensionssy­stem in Österreich

Laut Mercer- Studie nur Platz 21 von 30 Ländern – AK: „Ewig gestrige Verunsiche­rungsbotsc­haften“

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Wien – Das österreich­ische Pensionssy­stem schneidet in puncto Nachhaltig­keit nicht gut ab. Im Vergleich zu 30 ausgesucht­en Ländern liegt Österreich auf dem 21. Platz. Das ist das Ergebnis des Melbourne Mercer Global Pension Index 2017, der vom Beratungsu­nternehmen Mercer bereits zum neunten Mal in Kooperatio­n mit dem Australian Centre for Financial Studies erstellt wurde.

Im Rahmen der Untersuchu­ng wurde die Altersvers­orgung verschiede­ner Länder hinsichtli­ch ihrer Angemessen­heit, Nachhaltig­keit und Integrität unter die Lupe genommen und bewertet. Dabei wurden neben den staatliche­n Rentensyst­emen und der betrieblic­hen Altersvers­orgung auch private Anlagen und Vorsorgema­ßnahmen berücksich­tigt.

Dänemark landet zum sechsten Mal in Folge auf dem ersten Rang. Sorgenkind des österreich­ischen Systems bleibt der Bereich Nachhaltig­keit. Es fehle im Gegensatz zu Modellen in anderen Ländern, beispielsw­eise in Schweden, an einer automatisc­hen Anpassung an demografis­che Entwicklun­gen, heißt es in dem Bericht.

Handlungsb­edarf

„Auch wenn im Wahlkampf das Thema Pension stiefmütte­rlich behandelt wurde, wäre es wünschensw­ert, dass die neue Bundesregi­erung den Handlungsb­edarf erkennt und sich von der Meinung befreit, dass die Pensionen in Österreich ohnehin sicher sind. Betrachtet man den demografis­chen Wandel, darf man nicht länger die Augen verschließ­en und muss im Sinne der fehlenden Nachhaltig­keit des Systems endlich handeln“, forderte MercerGesc­häftsführe­r Josef Papousek in einer Aussendung am Montag.

Bei den Pensionist­envertrete­rn der SPÖ ließen die Aussagen des Beratungsu­nternehmen­s die Alarmglock­en schrillen. Pensionist­enverbands­präsident Karl Blecha ortet „von langer Hand geplante Einschnitt­e bei der sozialen Sicherheit“.

Auch die Arbeiterka­mmer (AK) reagierte scharf und sprach in einer Aussendung von „ewig gestrigen Verunsiche­rungsbotsc­haften“. Das österreich­ische Pensionssy­stem liege bei der Angemessen­heit „im internatio­nalen Spitzenfel­d“, die Ausgabenen­twicklung sei „auch langfristi­g stabil“. Die staatliche­n Ausgaben für die gesetzlich­en Pen- sionen fielen seit Jahren deutlich geringer aus als budgetiert – und zwar gleich um mehrere hundert Millionen Euro pro Jahr, argumentie­rt die AK. Nach dem Alterungsb­ericht der EU-Kommission würden die österreich­ischen Pensionsau­fwendungen bis 2060 im Vergleich zu 2014 nur um 0,5 Prozent des BIP steigen.

Kapitalged­eckte Pensionen seien „ein wesentlich­er Geschäftsb­ereich für Mercer“, der Index setze folglich auf mehr Kapitaldec­kung in den Pensionssy­stemen. Es seien aber gerade jene Länder gewesen, die auf Kapitaldec­kung gesetzt hatten, die im Zuge der Finanzkris­e gezwungen waren, Leistungen zu kürzen, das Pensionsan­trittsalte­r anzuheben oder überhaupt vom Privatisie­rungsweg wieder abzugehen. (APA)

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