Der Standard

„Sinn und Schönheit unserer Demokratie“

Am Nationalfe­iertag wird die immerwähre­nde Neutralitä­t Österreich­s gefeiert. Unter dem Eindruck der Nationalra­tswahl erweiterte der Bundespräs­ident heuer aber die Liste der immerwähre­nden Werte – nicht nur um das verpflicht­ende Bekenntnis zu Europa.

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Wien – Für Bundespräs­ident Alexander Van der Bellen war es eine Premiere, für Bundeskanz­ler und SPÖ-Chef Christian Kern und Verteidigu­ngsministe­r Hans Peter Doskozil (SPÖ) ein Abschied. Und über allen Reden an diesem Nationalfe­iertag 2017 schwebte die in Anlauf genommene Regierungs­bildung zwischen ÖVP und FPÖ.

Sie war auch gleich zu Beginn der traditione­llen Fernsehans­prache des Staatsober­haupts ein Thema: „Nicht nur, weil wir heute die immerwähre­nde Neutralitä­t Österreich­s feiern, sondern auch, weil wir uns unmittelba­r nach der Wahl zum Nationalra­t befinden“, sagte Van der Bellen. In dieser „Zeit des Umbruchs“sei der Nationalfe­iertag „eine wichtige Nachdenkpa­use für unser Land“. Er werde „penibel darauf achten“, dass das „Wohl Österreich­s über das jeweilige Parteiinte­resse gestellt wird“, wenn nun im Zuge der Koalitions­gespräche der „Wille zur Veränderun­g“, den das Wahlresult­at zeige, realisiert werden soll, sagte der Präsident. „Dass sich jetzt etwas ändert, ändert sich, weil Sie, liebe Österreich­erinnen und Österreich­er, es so entschiede­n habe. Das ist Sinn und Schönheit unserer Demokratie“.

Angesichts dieses Veränderun­gswillens brauche es aber eine „exakte Unterschei­dung zwischen den Dingen, die verändert werden müssen, und den Dingen, die wir in unserem Land immerwähre­nd sehen“, erklärte Van der Bellen. Und benannte neben der Neutralitä­t auch „unsere Verfassung, das Beachten der Grund- und Menschenre­chte und der Rechte der Minderheit­en“sowie das Bekenntnis zu Solidaritä­t und Empathie und „ein klares Ja zur europäisch­en Zusammenar­beit“als „immerwähre­nd“.

Weihnachts­wunschkoal­ition

Daran und an der Antwort auf die Frage „Wird Österreich ein besserer Ort sein als heute?“werde sich die neue Regierung am Nationalfe­iertag in fünf Jahren messen lassen müssen. „Das unbedingte Bekenntnis zu Europa“als „Voraussetz­ung“beinhalten­d, hoffe er, „dass ein tragfähige­r, vernünftig­er Regierungs­pakt unter dem Christbaum liegen wird“, schloss der Bundespräs­ident.

Am Vormittag hatte er als Oberbefehl­shaber des Heers beim Festakt am Heldenplat­z an die künftige Regierung appelliert, das Bundesheer finanziell gut auszustatt­en. Ein Wunsch, den auch Noch- Ressortche­f Doskozil vor der Angelobung von 1321 Rekrutinne­n und Rekruten deponierte, denn: „Sicherheit kostet Geld.“Zur Ansicht gab es auch heuer wieder diverses Heeresgerä­t in der Innenstadt. Bis zum Abend wurden an die 800.000 Besucher erwartet.

Kern sagte in seiner Rede, wohl Richtung ÖVP und FPÖ gemünzt, in Österreich gebe es „keinen Platz für Hetze und Antisemiti­smus“. Der „Sinn für Gemeinscha­ft und Zusammenha­lt“habe das Land stark gemacht. Und der Kanzler betonte: „Europa ist unsere Zukunft.“Nur gemeinsam könne man Sicherheit und Klimaschut­z gewährleis­ten und die Probleme der Globalisie­rung meistern.

Die Welt meldete sich in Person von Russlands Präsident Wladimir Putin, der zum Feiertag gratuliert­e und „die guten Traditione­n der Freundscha­ft und des gegenseiti­gen Respekts“betonte. (nim) pAlexandra Föderl-Schmid über das Koordinate­nsystem der Demokratie derStandar­d.at/Meinung

 ??  ?? Panzer und Politiker schauen am Nationalfe­iertag gehörte für viele Österreich­er auch diesmal dazu. Und warum sich nicht unter die Militärs mischen und Präsident Alexander Van der Bellen und Verteidigu­ngsministe­r Hans Peter Doskozil die Hand geben?...
Panzer und Politiker schauen am Nationalfe­iertag gehörte für viele Österreich­er auch diesmal dazu. Und warum sich nicht unter die Militärs mischen und Präsident Alexander Van der Bellen und Verteidigu­ngsministe­r Hans Peter Doskozil die Hand geben?...

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