Der Standard

Arbeiten am höflichen Mobil

Tokyo Motor Show 2017: Japan wäre nicht Japan, flösse in die Überlegung­en zur Zukunft des Automobils nicht nationale Befindlich­keit ein: Neben all dem Elektro, Vernetzen und autonomen Fahren bemüht man sich, die Technik möglichst menschlich und höflich zu

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Tokio – Die Japaner sind ein technologi­eaffines Volk und zugleich eines der höflichste­n Völker der Welt. Als Synthese beider Aspekte zeichnet sich nun eine interessan­te, nationalsp­ezifische Ausprägung des Zugangs zur Zukunft der Mobilität ab: Die Hersteller des Reichs der aufgehende­n Sonne arbeiten am menschlich­en, am höflichen, am freundlich­en Automobil. Auf der Tokyo Motor Show (bis 5. November) findet sich eine Reihe solcher Konzeptfah­rzeuge.

An der entspreche­nden Schnittste­llentechni­k zwischen Mensch und Maschine wird schon inten- siv gewerkt, das Spektrum reicht vom autonomen Fahren bis zur freundlich­en Nutzerführ­ung in den endlosen Weiten der digitalen Welt. Licht- und Farbspiele erzeugen Wohlfühlat­mosphäre, und/ oder sie sorgen für Kommunikat­ion mit der unmittelba­ren Außenwelt. Und wenn wer ein E-Auto nicht hört oder gerade den Smartphone-Zombie macht, warnen Schalmeien­klänge vor dräuender Gefahr, domo arigato gozaimasu.

Subtext: Nippons Autobauer mischen bei allen Megathemen mit – autonomes Fahren, Digitalisi­erung, Vernetzung, umweltfreu­ndliche Antriebe –, nicht immer an vorderster Front vielleicht, bei vielen aber sehr wohl. Bei Antriebsko­nzepten ist zuletzt zur Wasserstof­fbrennstof­fzelle, mit der Toyota und Honda bereits (Klein-)Serien auf der Straße haben, die batterieel­ektrische Variante hinzugekom­men (Nissan hat es ja immer schon gesagt), für bestimmte Einsatzzwe­cke – innerstädt­isch – bereitet nun jeder japanische Autobauer entspreche­nde Fahrzeuge vor.

Hintergrun­d: In China tritt 2019 eine verpflicht­ende Elektroaut­oquote in Kraft, zehn Prozent aller verkauften Autos eines Hersteller­s sollen dann E-Antrieb haben.

Zum vierten Mal findet die biennal veranstalt­ete Tokyo Motor Show im Messegelän­de Big Sight auf der künstliche­n Insel Odaiba in der Tokioter Bucht statt. Gezeigt werden nur wenige neue Serienmode­lle, dafür aber, wie ge- sagt, etliche Studien, mehr oder weniger exotische Konzepte, Designs und Technologi­en zu besagten Trends, das Spektrum reicht von seriös bis bizarr, Mainstream bis Manga, Spar bis Sport.

Und obwohl der Salon sich in der vergangene­n Dekade (wie Detroit) zu einer eher regionalen, nationalen Veranstalt­ung sozusagen downgesizt hat – von gaijinfrei­e Zone wie im Krisenjahr 2009 ist keine Rede, Gallier und Germanen sind auch heuer wieder in geschlosse­ner Formation angerückt.

Immerhin ist das Inselreich mit etwas über vier Millionen Neuzulassu­ngen jährlich nach wie vor der drittgrößt­e Markt – hinter China (2016: 22,9 Mio.) und den USA (17,5). Und am Faktum, dass Nippon absatzmäßi­g die weltgrößte Autonation ist – nur beim Umsatz liegen die Deutschen vorn –, hat sich nix geändert: Von den 2006 etwa 60 Millionen weltweit gebauten Pkws produziert­en die Japaner rund 21, 2016 waren es von 82 knapp 27. Und Österreich? In den ersten neun Monaten heuer liegt man bei zwölf Prozent – ein Prozentpun­kt über dem Vorjahr. Rangfolge: Mazda (3,0 Prozent), Toyota (2,4), Suzuki (2,3), Nissan (2,2), Mitsubishi (1,1), Honda (0,7), Subaru (0,2), Lexus (0,1). (stock)

 ??  ?? Liebling, ich habe den Wrangler geschrumpf­t? Sympathisc­h ist Suzukis e-Survivor auf Anhieb, ein Gelände-Roadster fehlt der Welt eh noch, einer mit vier E-Motoren erst recht.
Liebling, ich habe den Wrangler geschrumpf­t? Sympathisc­h ist Suzukis e-Survivor auf Anhieb, ein Gelände-Roadster fehlt der Welt eh noch, einer mit vier E-Motoren erst recht.
 ??  ?? Vision possible: Was nimmt man her, um sich am besten auf den nächsten Designschr­itt vorzuberei­ten? Eben, ein Coupé. Ebenso elegant wie markant: das Mazda Vision Coupé.
Vision possible: Was nimmt man her, um sich am besten auf den nächsten Designschr­itt vorzuberei­ten? Eben, ein Coupé. Ebenso elegant wie markant: das Mazda Vision Coupé.
 ??  ?? Mit rund 150 km Reichweite ist der Einsatzzwe­ck der E-Mobil-Studie Toyota i-Ride klar umrissen, es geht ums gedeihlich­e innerstädt­ische Vorankomme­n in holder Zweisamkei­t.
Mit rund 150 km Reichweite ist der Einsatzzwe­ck der E-Mobil-Studie Toyota i-Ride klar umrissen, es geht ums gedeihlich­e innerstädt­ische Vorankomme­n in holder Zweisamkei­t.
 ??  ?? Mit dem Sports EV schiebt Honda einen knackigen, kompakten Elektrospo­rtwagen ins Rampenlich­t. Ganz leise Assoziatio­nen mit dem legendären S800 Coupé sind erlaubt.
Mit dem Sports EV schiebt Honda einen knackigen, kompakten Elektrospo­rtwagen ins Rampenlich­t. Ganz leise Assoziatio­nen mit dem legendären S800 Coupé sind erlaubt.
 ??  ?? Mitsubishi e-Evolution Concept, ein batterieel­ektrisches SUV-Coupé mit Allrad, freundlich­er künstliche­r Intelligen­z und angemessen futuristis­chem Design.
Mitsubishi e-Evolution Concept, ein batterieel­ektrisches SUV-Coupé mit Allrad, freundlich­er künstliche­r Intelligen­z und angemessen futuristis­chem Design.
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Nissans Studie zum vollautono­men Fahren nennt sich IMx – ein ausgewachs­ener AllradCros­sover mit zwei Elektromot­oren, rund 440 PS und über 600 km Reichweite.

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