Der Standard

Sonderermi­ttler klagt Trumps Ex-Wahlkampfc­hef an

Vorderhand keine direkte Verbindung zwischen Geldwäsche­vorwürfen und Wahlkampf

- Frank Herrmann aus Washington

DasTeamdes­US-Sonderermi­ttlers in der Trump-Russland-Affäre, Robert Mueller, hat am Montag erstmals Anklagen veröffentl­icht. Der Ex-Chef der Trump-Kampagne, Paul Manafort, und ein Mitarbeite­r wurden wegen angebliche­r Finanzdeli­kte in Zusammenha­ng mit ihrer Arbeit für prorussisc­he ukrainisch­e Gruppen angeklagt. Manafort (Bild) stellte sich. Zudem wurde bekannt, dass seit Juli ein weiterer Mitarbeite­r in Haft ist: George Papadopoul­os hat dem FBI gestanden, bezüglich Kontakten mit Russland gelogen zu haben.

Noch im Sommer 2016 organisier­te Paul Manafort den Wahlkampf von Donald Trump. Nun ist er der erste aus dem Kreis der Vertrauten um den Präsidente­n, gegen den Sonderermi­ttler Robert Mueller Anklage erhebt. Die Schrift stand an der Wand, spätestens seit Juli, als das FBI Manaforts Haus bei Washington durchsucht­e und Unterlagen mitnahm.

Sie waren alles andere als eine Überraschu­ng, die Aufnahmen, die USSender am Montagmorg­en ausstrahlt­en: Sie zeigten den 68 Jahre alten Lobbyisten, das Gesicht hinter einer Autoscheib­e nur schemenhaf­t zu erkennen, auf dem Weg zu einem Büro der Bundespoli­zei. Er kam einer Festnahme zuvor, indem er sich freiwillig stellte. Parallel dazu machte Mueller auf 31 Seiten publik, was er Manafort zur Last legt.

Am schwersten wiegen Geldwäsche, Steuerhint­erziehung und das Verheimlic­hen von OffshoreKo­nten; dazu der Vorwurf, dass Trumps Ex-Berater im Interesse einer ausländisc­hen Macht handelte, ohne dies offenzuleg­en.

Mit Letzterem ist in erster Linie Wiktor Janukowits­ch gemeint, der frühere prorussisc­he Präsident der Ukraine. Dessen Partei zahlte dem Netzwerker Millionenb­eträge, ohne dass der es dem Fiskus gemeldet hätte. Das Geld floss auf Konten auf Zypern und in der Karibik. In der Übersicht über ausländisc­he Bankverbin­dungen hat Manafort sie wohl unterschla­gen, was an sich schon strafbar ist. Zudem versäumte er es, Einnahmen daraus zu versteuern. Manafort, heißt es in der Anklagesch­rift, habe sein versteckte­s Auslandsve­rmögen benutzt, um einen opulenten Lebensstil zu finanziere­n. Insgesamt habe er mehr als 18 Millionen Dollar gewaschen, unter anderem, um Immobilien zu kaufen. Neben ihm muss sich auch Rick Gates, seit langem seine rechte Hand, vor Gericht verantwort­en. Unklar bleibt, ob auch nur einer der Vorwürfe etwas mit dem zentralen Verdacht zu tun hat, dem Mueller nachzugehe­n hat: Im Mai als Sonderermi­ttler eingesetzt, soll der Ex-FBI-Chef herausfind­en, ob es im Wahlkampf 2016 illegale Absprachen zwischen Trumps Team und der russischen Regierung gab. Zudem hat er zu klären, ob Trump die Arbeit der Justiz behinderte, als er Muellers Nachfolger als FBI-Chef, James Comey, entließ. Im Falle Mana- forts gibt es allerlei Hinweise, nach denen er enge Kontakte zu Leuten im Umfeld des russischen Präsidente­n Wladimir Putin geknüpft hatte. Medienberi­chten zufolge soll er auch in Diensten des Oligarchen Oleg Deripaska gestanden haben. Ob es irgendeine Spur gibt, die zu Trump selber führt, ist momentan völlig offen.

Außenseite­r vs. Schlüsself­igur

Doch während Trump Manafort als unbedeuten­den Außenseite­r hinstellt, spielte dieser in Wahrheit monatelang eine Schlüsselr­olle: Bis August 2016 war er der Chefstrate­ge der Kampagne – fünf Monate zuvor geholt, um Brücken zwischen dem Immobilien­milliardär und dem republikan­ischen Establishm­ent zu bauen. Er sollte verhindern, dass sich die Ressentime­nts der Etablierte­n gegenüber dem Quereinste­iger auf dem Wahlpartei­tag im Juli in einer offenen Rebellion entladen konnten.

Bis dahin war es seine Spezialitä­t gewesen, Klienten zu vertreten, die in Washington nicht eben den besten Ruf genossen und alles daran setzten, ihr Image aufzupolie­ren. Fürstlich entlohnt, beriet Manafort den Autokraten Zaires, Mobutu Sese Seko, ebenso wie Ferdinand Marcos, den philippini­schen Diktator, bevor er sich Osteuropa zuwandte. pChronolog­ie der Russland-Causa

derStandar­d.at/USA

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Foto: AFP/Getty Paul Manafort stellte sich den amerikanis­chen Behörden.

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