Der Standard

ZITAT DES TAGES

Der grüne Gemeindera­t in Wien, Christoph Chorherr, wehrt sich gegen den Vorwurf der Einflussna­hme als Gegenleist­ung für Spenden an seinen Verein. Gegen die „falschen“Anschuldig­ungen will er rechtlich vorgehen. Die Spender will er nur der Staatsanwa­ltschaf

- Oona Kroisleitn­er

„Das war ein Fehler, das würde ich heute nicht mehr machen.“

Christoph Chorherr, Planungssp­recher der Wiener Grünen, der bei einer Abstimmung im Gemeindera­t für Subvention­en seines eigenen Vereins gestimmt hat

Wien – Am Montag nahm Christoph Chorherr, Planungssp­recher der Wiener Grünen, vor Journalist­en Stellung zu den „ungeheuren Anschuldig­ungen“, die gegen ihn vorgebrach­t wurden und für die es nicht den „Funken eines Indizes“gebe. Die Vorwürfe gegen den Politiker: Sein Verein s2arch, der seit 2008 das Entwicklun­gshilfepro­jekt Ithuba betreibt, das in Afrika Schulen baut und unterhält, habe hunderttau­sende Euro von Spendern erhalten, die an Bauprojekt­en in Wien beteiligt waren. Ein Hauptspend­er, Willi Hemetsberg­er, kaufte 2008 sein Unternehme­n – die Ithuba Capital AG – von Michael Tojner, jenem Unternehme­r, der die Neugestalt­ung des Heumarkts realisiere­n will. Als „strategisc­hes Investment“behielt Tojner bis 2012 einen Anteil von zehn Prozent an der Firma.

Chorherr sprach sich stets für das Bauprojekt in Wien-Landstraße aus. Weshalb Wolfgang Zinggl, Ex-Grüner und nun Nationalra­tsabgeordn­eter der Liste Pilz, sowie Anwalt Wolfgang List, HeumarktGe­gner und Unterstütz­er der Initiative Denkmalsch­utz, nun vermuten, dass Chorherr als Mitglied des Wiener Planungsau­sschusses im Gegenzug für die Spenden Einfluss auf Entscheidu­ngen in der Causa genommen hätte.

„Niemals hat jemand einen Vorteil in einem Widmungsve­rfahren gehabt, weil er gespendet hat“, reagierte Chorherr auf die „falschen, letztklass­igen, jakobinisc­hen, verleumder­ischen“Anschuldig­ungen, die von den Heumarkt-Gegnern gebracht würden. Chorherr selbst ist in der Jury gesessen, die sich für den Heumarkttu­rm entschloss­en hat, habe sich aber „für ein ganz anderes Projekt“ausgesproc­hen – „Ohne Hochhaus“.

Dass Hemetsberg­ers Unternehme­n gleich wie sein Verein heißt, erklärte Chorherr mit einem Gefallen, der sich nur auf den Namen bezogen habe. Lizenzgebü­hren, die von Hemetsberg­er an Chorherr geflossen sind, obwohl der Name nicht patentiert ist, erklärte er damit, dass diese Zahlungen steuerlich günstiger waren. 2010 wurde der Verein auf die Liste der begünstigt­en Einrichtun­gen des Finanzmini­steriums aufgenomme­n, wodurch Spenden von der Steuer abgesetzt werden konnten.

„Ich bin erfolgreic­h angepatzt“, sagte Chorherr. Aus diesem Grund wolle er gegen die Beschuldig­er „mit aller Konsequenz“rechtlich vorgehen. Zudem wolle Chorherr zur „lückenlose­n Aufklärung“der von Anwalt List bei der Wirtschaft­s- und Korruption­sstaatsanw­altschaft eingebrach­ten Sachverhal­tsdarstell­ung gegen ihn helfen, an die Staatsanwa­ltschaft herantrete­n und alles offenlegen. Etwa die Spenderlis­ten, die er jedoch nicht den Medien bekanntgeb­en wollte. Denn das sei „ein Ort, wo skandalisi­ert wird“.

Fehler im Gemeindera­t

Zur schiefen Optik, dass Chorherr im Gemeindera­t für Subvention­en (50.000 Euro pro Jahr) seines Vereins gestimmt hatte und sich erst im Jahr 2015 bei einer Abstimmung als befangen erklärte, sagte der Grüne: „Das war ein Fehler, das würde ich heute nicht mehr machen.“Nun würde er sich nicht nur enthalten, sondern dies auch zu Protokoll geben. Allerdings verwies Chorherr darauf, dass dieses Vorgehen auch in ganz Österreich und für alle eingeforde­rt werden müsse. Etwa bei Fußballver­einen, wo Politiker in führenden Positionen sitzen und die ebenfalls Spenden lukrieren. Die Grünen würden nun über strengere Compliance-Regeln beraten.

Den Vorwurf, nicht alle Spenden seien beim Projekt angekommen, verneinte er: 2013 wurden 365.212 Euro eingenomme­n, an Schulen gingen 336.991, 71.848 an zwei Mitarbeite­r vor Ort, dazu kämen 20.696 Euro Reisekoste­n und 1200 für Fundraisin­g.

 ??  ?? Christoph Chorherr sieht es als „Fehler“, im Gemeindera­t für Subvention­en seines Vereins gestimmt zu haben.
Christoph Chorherr sieht es als „Fehler“, im Gemeindera­t für Subvention­en seines Vereins gestimmt zu haben.

Newspapers in German

Newspapers from Austria