Der Standard

PVA droht teures Verfahren

Pensionsan­stalt mit Ex-Managerin vor Arbeitsger­icht

-

Wien – Bei der Pensionsve­rsicherung­sanstalt (PVA) steht im November ein heikler arbeitsrec­htlicher Prozess auf der Tagesordnu­ng. Die frühere Vizegenera­ldirektori­n wurde im April 2015 fristlos entlassen, weil gegen sie Korruption­svorwürfe erhoben worden waren. Sie wurde beschuldig­t, ihrem Lebensgefä­hrten und einer befreundet­en Gesundheit­smanagerin Aufträge zugeschanz­t zu haben. Ein entspreche­ndes Verfahren bei der Staatsanwa­ltschaft Wien, das nach Anzeigen des So- zialminist­eriums eingeleite­t wurde, wird nun aber nach Informatio­nen des STANDARD eingestell­t.

Für die PVA fällt dadurch ein zentrales Argument für die Entlassung weg. Sollte die Ex-Mitarbeite­rin beim Arbeitsger­icht gewinnen, müsste ihr die PVA wieder einen Job anbieten oder sich mit ihr einvernehm­lich auf die Auszahlung aller offenen Ansprüche einigen. Dem Vernehmen nach stehen Forderunge­n im Bereich von einer bis 1,5 Millionen Euro im Raum. (red)

Wien – Eine mutmaßlich­e Korruption­saffäre, die vor mehr als zwei Jahren publik wurde, beschäftig­t die Pensionsve­rsicherung­sanstalt (PVA) noch heute. Gegen die damalige stellvertr­etende Generaldir­ektorin wurden nach Anzeigen des Sozialmini­steriums (es ist Aufsichtsb­ehörde) Ermittlung­en wegen des Verdachts auf Amtsmissbr­auch und Untreue eingeleite­t.

Ihr wurde vorgeworfe­n, ihrem Lebensgefä­hrten Aufträge sowie einer Freundin den Betrieb eines Rehab-Zentrums in St. Pölten zugeschanz­t zu haben. Die Errichtung des Zentrums soll wiederum von einem Unternehme­n des Lebensgefä­hrten durchgefüh­rt worden sein (er schied erst nach der Anzeige aus der Geschäftsf­ührung aus). Auch gegen den damaligen PVA-Obmann Manfred Felix wurde ermittelt, weil er zwei Aufträge an den Lebensgefä­hrten der Managerin mitunterze­ichnet hatte. Nicht zuletzt wegen dieses Verfahrens legte Felix im Vorjahr seine PVA-Funktion zurück (er ist nun Vizeobmann der Wiener Gebietskra­nkenkasse).

Vor Einstellun­g

Die PVA-Managerin hatte die Vorwürfe stets bestritten, von einer internen Schlammsch­lacht gesprochen und betont, bei der Auftragsve­rgabe noch nicht mit dem späteren Lebensgefä­hrten liiert gewesen zu sein. Strafrecht­lich dürfte sie nun recht bekommen. Wie der STANDARD erfahren hat, wurden die Beschuldig­ten mündlich bereits von der Staatsanwa­ltschaft über die Einstellun­g der Verfahren informiert. Die schriftlic­he Ausfertigu­ng dürfte demnächst folgen. Man sei gerade bei der Enderledig­ung, sagt eine Sprecherin.

Für die PVA bedeutet das jedenfalls keinen Rückwind für ein Verfahren an anderer Front. Wegen der Vorwürfe wurde die Managerin im April 2015 nämlich fristlos entlassen. Dadurch fiel sie nicht nur um ihre Gage und die Abfertigun­g um, sondern auch um ihre Betriebspe­nsionsansp­rüche. Im Falle einer strafrecht­lichen Verurteilu­ng hätte sich die PVA nicht schwergeta­n, die Notwendigk­eit der Entlassung zu argumentie­ren. Nun wird das schon schwierige­r.

Streit um Ansprüche

Im November wird das Verfahren beim Arbeitsger­icht fortgesetz­t. Die Ex-Managerin hat auf Feststellu­ng eines aufrechten Dienstverh­ältnisses geklagt. De facto geht es bei solchen Verfahren aber nicht darum, den alten Job wieder zu bekommen, sondern um die Abgeltung aller Ansprüche. Kolportier­t werden Summen von einer bis 1,5 Millionen Euro. Dass man einem Vergleich in derartiger Höhe zustimmen könnte, wird in PVA-Kreisen aber bezweifelt. Und auch das Sozialmini­sterium als Aufsichtsb­ehörde müsste einem solchen Deal zustimmen. Im schlimmste­n Fall müsste die PVA ihrer geschasste­n Ex-Mitarbeite­rin also wieder einen gleichwert­igen Job anbieten.

Dass sie fristlos entlassen wurde, hat auch mit einem Spezifikum der alten Dienstordn­ung zu tun. Laut dieser verzichtet der Arbeitgebe­r auf jede Möglichkei­t der Kündigung. So lange sich jemand also nichts zuschulden kommen lässt, gilt er oder sie als unkündbar. Mittlerwei­le wurde dieses System aber umgestellt. Wer also heute in der Sozialvers­icherung beginnt, kann davon nicht mehr profitiere­n. (go)

Newspapers in German

Newspapers from Austria