Der Standard

Kreml: Syrien-Krieg bald beendet

Russland erwägt Truppenred­uzierung im Land

- André Ballin

Damaskus/Moskau – Die russische Führung hat den militärisc­hen Sieg in Syrien vor Augen: „Wir zerschlage­n die Terroriste­n vollständi­g – ich hoffe, wir werden bis Jahresende fertig“, sagte der Chef des Verteidigu­ngs- und Sicherheit­sausschuss­es im Föderation­srat, Wiktor Bondarew, am Montag. Russland beabsichti­ge nicht, aus Syrien ein Protektora­t zu machen, im Nahen Osten würden daher anschließe­nd nur die Kräfte zurückblei­ben, die nötig seien, um eine Auferstehu­ng des „Islamische­n Staats“(IS) zu verhindern, fügte er hinzu.

Auch der Chef des Duma-Verteidigu­ngsausschu­sses, Wladimir Schamanow, sieht „die Hauptaufga­ben der Militärope­ration in Syrien praktisch erfüllt“. Russischen Militärang­aben zufolge sind 95 Prozent des syrischen Territoriu­ms wieder unter Kontrolle der Armee von Präsident Bashar al-Assad. Laut Russlands Verteidigu­ngsministe­r Sergej Schoigu sind inzwischen mehr als eine Million vor dem Bürgerkrie­g geflohene Syrer in ihre Häuser zurückgeke­hrt.

Offiziell ist die Reduzierun­g der Militärprä­senz noch nicht be- schlossen, doch angesichts der jüngsten Erfolge wird in Moskau offenbar nun verstärkt eine deutliche Verkleiner­ung des Kontingent­s erwogen. In erster Linie dürfte das die Luftwaffe betreffen. Bis zuletzt waren dutzende Kampfflugz­euge und -hubschraub­er in Syrien stationier­t. Die Luftabwehr­systeme zum Schutz der zwei dauerhafte­n russischen Militärbas­en sollen aber in jedem Fall weiterhin bestehen bleiben.

Politische Lösung fern

Russland fordert nun, die Suche nach einer politische­n Lösung zu verstärken. In Astana hat unter russischer, türkischer und iranischer Schirmherr­schaft bereits die siebente Verhandlun­gsrunde zwischen Regierung und Vertretern der bewaffnete­n Opposition begonnen. Noch sind beide Seiten aber weit entfernt von einer Einigung über die Zukunft des Landes.

Doch die drei Schutzmäch­te haben selbst Differenze­n bezüglich des weiteren politische­n Werdegangs Syriens. Die Ziele der Gesprächsr­unde sind daher bescheiden­er. Zunächst einmal sollen ein Gefangenen­austausch und die Räumung von Minen besprochen werden, um den Syrern die Rückkehr zur Normalität zu ermögliche­n.

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Foto: AFP Syriens Machthaber Assad brauchte bisher Moskaus Hilfe.

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