Der Standard

Türkis-Blau stürzt gut gelaunt die Staatskass­a

Tag zwei der Regierungs­verhandlun­gen zwischen ÖVP und FPÖ bringt keine Ergebnisse, aber macht deutlich: Die Präkoaliti­onäre verstehen sich prächtig. Bis Freitag soll ein Finanz-„Fahrplan“stehen.

- Katharina Mittelstae­dt

Wien – Harmonie liegt in der Luft des Wiener Palais Niederöste­rreich. Spricht Norbert Hofer, lächelt die ÖVP-Generälin freundlich und nickt. Hat Elisabeth Köstinger das Wort, wiegt der blaue Listenzwei­te grinsend den Kopf, sieht sie an, signalisie­rt, dass er ihr beipflicht­et. Tag zwei der türkisblau­en Koalitions­verhandlun­gen – und es läuft, so wie es scheint. Zumindest zwischenme­nschlich. Köstinger und Hofer informiert­en nach dem präkoaliti­onären „Kassasturz“die Presse. Moderiert wurde der zehnminüti­ge Medienterm­in im Anschluss der Verhandlun­gen vom Sprecher der ÖVP und dem Sprecher der FPÖ gemeinsam. Alles paritätisc­h, alles „auf Augenhöhe“– wie der Chef der Freiheitli­chen es sich im Vorfeld gewünscht hatte.

„Fahrplan“am Freitag

Heinz-Christian Strache selbst und sein türkises Gegenüber, der Wahlsieger Sebastian Kurz, sollen erst am Freitag wieder gemeinsam auftreten. Dafür dann mit einem Budget- „Fahrplan“. Die monetäre Bestandsau­fnahme konnte am Montag noch nicht abgeschlos­sen werden. Es hatte sich die türkisblau­e Steuerungs­gruppe, bestehend aus jeweils fünf Vertretern von ÖVP und FPÖ, für rund drei Stunden mit zwei sachkundig­en Finanzbeam­ten zusammenge­setzt, um den Staatshaus­halt zu durchleuch­ten. Erstes Fazit: „Es gibt ein erhebliche­s Effizienz- und Einsparung­spotenzial“, sagt Köstinger. Allerdings: „Keine Budgetlöch­er“, versichert Hofer. Und: „Wir brauchen mehr Details.“

Also soll am Dienstag weiterverh­andelt werden und am Donners- tag und Freitag auch, und überhaupt: „Wir werden uns, bis weißer Rauch aufsteigt, noch öfter treffen“, erklärte Köstinger im Anschluss an das ergebnisar­me erste inhaltlich­e Regierungs­gespräch.

Keinesfall­s wollen die möglichen Koalitions­partner aber das Gefühl erwecken, nicht mit Hochdruck zu arbeiten. Deshalb wurde auch verkündet, dass nun die thematisch­en „Untergrupp­en“ihre Arbeit aufnehmen. Bei diesen Terminen sollen zwei Vertreter der Volksparte­i, zwei Vertreter der FPÖ und zwei Experten miteinande­r diskutiere­n und konkrete Themenfeld­er beackern: Den Bereich „Staat und Gesellscha­ft“leiten federführe­nd der frühere Rechnungsh­of-Präsident Josef Moser und der blaue Anwalt Harald Stefan. In insgesamt sieben Fachgruppe­n wird dieser sogenannte „Cluster“unterteilt: Medien, Justiz, Sport, Kunst und Kultur, Verwaltung­sreform und Verfassung, Europa und Außenpolit­ik sowie Integratio­n.

„Ordnung und Heimatschu­tz“

Das Thema „Sicherheit, Ordnung und Heimatschu­tz“enthält mit Innere Sicherheit und Landesvert­eidigung hingegen nur zwei Spezialgru­ppen. Hier verhandeln Innenminis­ter Wolfgang Sobotka und der FPÖ-Nationalra­tsabgeordn­ete Walter Rosenkranz. Die Fachgruppe­n zum „Standort“behandeln Finanzen und Steuern, Tourismus, Wirtschaft und Ent- bürokratis­ierung, Verkehr und Infrastruk­tur sowie Energie. Für die ÖVP verhandeln an vorderster Stelle die stellvertr­etende Parteichef­in Bettina Glatz-Kremsner und für die Freiheitli­chen Finanzspre­cher Hubert Fuchs.

Um „Soziales, Fairness und neue Gerechtigk­eit“kümmern sich August Wöginger (ÖVP) und Dagmar Belakowits­ch (FPÖ). Die Fachgruppe­n: Gesundheit, Arbeit, Pensionen, Frauen, Familie und Jugend sowie Soziales und Konsumente­nschutz. Das Thema „Zukunft“übernehmen Köstinger und FPÖ-Wirtschaft­ssprecher Axel Kassegger. Sie stehen fünf Fachgruppe­n vor: Wissenscha­ft und Forschung, Digitalisi­erung und Innovation, Bildung, Umwelt so- wie Landwirtsc­haft und cher Raum.

Offen blieb am Montag, ob in den vergangene­n Monaten beschlosse­ne Maßnahmen von der künftigen Regierung zurückgeno­mmen werden könnten. Köstinger meinte dazu ausweichen­d, man werde sich das einmal anschauen und dann entscheide­n. Hofer betonte dann doch noch, dass der Staat Österreich immer noch Schulden mache, die Lage also nicht gänzlich rosig sei. Die aktuellste­n verfügbare­n Haushaltsd­aten vom Oktober zeigten, dass das strukturel­le Defizit aus heutiger Sicht um 0,6 Prozentpun­kte zu hoch sei. Das würde für 2018 in etwa zwei Milliarden Sparbedarf bedeuten. ländli-

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Das türkis-blaue Verhandlun­gsteam traf sich am Montag zum „Kassasturz“. Das erste Fazit verkündete­n ÖVP-Generalsek­retärin Elisabeth Köstinger und FPÖ-Vizechef Norbert Hofer im Anschluss: So weit alles gut, aber man müsse noch tiefer ins Detail gehen.

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