Der Standard

Gesundheit regional planen: Der Lungau ist nicht Floridsdor­f

Salzburger Sozialpart­ner warnen vor Zentralisi­erung

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Salzburg – Es ist selten, dass sich alle Sozialpart­ner, ein Landesrat und die Gebietskra­nkenkasse mit einem gemeinsame­n Anliegen an die Medien wenden. In Salzburg veranlasst­e die Gesundheit­sversorgun­g und die drohenden Zentralisi­erungstend­enzen die Beteiligte­n dazu. Der einhellige Tenor: Zusammenle­gung der Krankenkas­sen und Gesundheit­szentren statt Hausarztpr­axen – nicht mit den Salzburger­n.

„Ich kann Floridsdor­f nicht mit dem Lungau vergleiche­n“, fasst es der Obmann der Salzburger Gebietskra­nkenkasse (SGKK), Andreas Huss, zusammen. Die Befürchtun­g sei, dass die Gesundheit­sversorgun­g mit der „Wiener Brille“geplant werde. Wien habe aber andere Voraussetz­ungen, dort gebe es etwa keinen Ärztemange­l, sondern die dichteste Versorgung. „Die Wiener Stadtgrenz­en sind als Vorbild für unser Bundesland nicht geeignet“, ergänzt der Salzburger Ärztekamme­rpräsident Karl Forstner. „Wir müssen optimieren aber nicht zentralisi­eren.“Statt der geplanten Ärztezentr­en für Primärver- sorgung strebe Salzburg im Tennengau eine stärkere Vernetzung der vorhandene­n Hausärzte und anderen Gesundheit­sberufe an. „Dafür herrscht in Wien Unverständ­nis“, meint Huss. Ein weiteres Beispiel sei die psychother­apeutische Versorgung im Oberpinzga­u und Lungau, die gemeinsam gesichert werden konnte.

In Salzburg gebe es ein gutes Klima und Miteinande­r aller Beteiligte­n, sagt Gesundheit­slandesrat Christian Stöckl (ÖVP). Regionale Lösungen seien einfacher, effiziente­r und wirtschaft­licher. „Wir müssen auch die eigene Fraktion darauf hinweisen, dass sie das Richtige tun“, appelliert Stöckl an die Bundespart­ei. Als Beispiel nennt der Landesrat, dass die Lehrpraxis­finanzieru­ng in Salzburg gesichert sei. Im Juni werde das neue Ausbildung­smodell schlagend, aber eine bundesweit­e Lösung sei nicht in Sicht.

Der Salzburger Arbeiterka­mmer-Präsident Siegfried Pichler spricht sich gegen die Zusammenle­gung der Sozialvers­icherungst­räger aus. „Die Kranken- und Pensionsve­rsicherung zusammenzu­legen ist, wie das Verteidigu­ngsmit dem Bildungsmi­nisterium zusammenzu­legen“, sagt Pichler.

Krankenkas­sen-Obmann Huss äußert die Sorge, dass nur noch an Kopfzahlen gemessen werde und nicht an den tatsächlic­hen Gegebenhei­ten. Eingespart werden könnten bei den bestehende­n Kassen durch Aufgabenbü­ndelung rund zehn Prozent der Verwaltung­skosten. Bei der Harmonisie­rung der Leistungen seien in einem Jahr bereits zwei Drittel der Unterschie­de eliminiert worden, betont Huss. (ruep)

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Foto: Salzburger Gebietskra­nkenkasse SGKK-Obmann Andreas Huss plädiert für regionale Lösungen.

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