Der Standard

Pannonisch­e Bürgermeis­terwahl: Wer nun wie gewonnen hat

SPÖ stellt 83 Ortschefs, ÖVP 82, Listen sechs

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Eisenstadt – Die Kommunalwa­hlen im Burgenland sind am Sonntag mit den Bürgermeis­terstichwa­hlen zu Ende gegangen. Beobachter sprachen danach von einem pannonisch­en Wunder. Denn alle fühlten sich als Sieger. Selbst die FPÖ, die in einer Gemeinde, in Loipersbac­h, ins Stechen gekommen war und dort gegen den roten Amtsinhabe­r unterlag. FPÖ-Landeshaup­tmann Johann Tschürtz, ein Loipersbac­her, war „sehr erfreut“, das sei immerhin eine SPÖHochbur­g. Außerdem habe man quasi auch in Jennersdor­f gewonnen, die dortige Bürgermeis­terliste habe man „total unterstütz­t“.

Realitätsc­hecks

Das eigentlich­e Siegerduel­l fand freilich zwischen Rot und Schwarz statt. ÖVP-Chef Thomas Steiner zieh den roten Landeshaup­tmann Hans Niessl einer gewissen Pippi-Langstrump­f-Haftigkeit („Es kann sich jeder seine eigene Realität bauen“), weil der sich mit seinen nunmehr 83 Bürgermeis­tern als Sieger fühle („Das ist kafkaesk“). Denn von der Ausgangsma­rke 87 aus gesehen, stehe ein dickes Minus vorm Ergebnis, „und überall auf der Welt bedeutet das eine Niederlage“.

Steiner, erwidert Niessl, „hat nie Fußball gespielt“. Dort gehe es nämlich „immer ums Endergenis“. Der pannonisch­e Wahlherbst mit der Gemeindera­tswahl (SPÖ 44,2, minus 1,8; ÖVP 41,8, minus 0,3), der Nationalra­tswahl (32,9, –4,4; 32,8, +6) und der Bürgermeis­terwahl (83, –4; 82, +4) sei 3:0 für die SPÖ ausgegange­n.

Ganz im Gegenteil, sagt Steiner und zeigt stolz die Niessl’sche Zeitleiste. „2002 hatte die SPÖ 93 Bürgermeis­ter, jetzt 83. Wir 73, jetzt 82.“Als Niessl aber, so Niessl, Parteichef wurde, 2000 also, waren aber alle sieben Bezirksvor­orte schwarz. Jetzt halte man bei 3:3:1.

In Jennersdor­f – das die Eins – hat die ÖVP gegen die Bürgerlist­e namens JES den Bürgermeis­ter verloren. Indirekt auch ein SPÖSieg, man habe den abtrünnige­n ÖVP-Wirtschaft­sbündler unterstütz­t. Steiner freute sich anderersei­ts über schwarze Bürgermeis­ter im roten Mörbisch, dem roten Kittsee und St. Andrä und dem erzroten Steinbrunn/Štikapron.

Niessl nährte sein Siegesbewu­sstsein mit dem Bürgermeis­tersessel in Bad Tatzmannsd­orf, Wimpassing, vor allem aber Neusiedl am See. Dort habe man, so Niessl, eine tiefschwar­ze Bastion erstürmt. Elisabeth Böhm sei nicht nur die erste Rote seit 1921, sondern auch die erste Frau. „Die deutliche Zustimmung – 53,8 – hat mich schon überrascht“, sagt die neue Bürgermeis­terin, auf die als Minderheit­sortschefi­n noch genug Überzeugun­gsarbeit im Gemeindera­t wartet. (wei)

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Foto: SPÖ Elisabeth Böhm, die neue Bürgermeis­terin von Neusiedl.

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