Der Standard

Buwog-Einvernahm­en bis März

Prozessfah­rplan: Angeklagte werden ab Jänner befragt

- Renate Graber

Wien – Die Rechtsanwä­lte der Buwog-Angeklagte­n bereiten sich bereits auf die erste Verhandlun­gsrunde in der Causa rund um die Privatisie­rung der Bundeswohn­baugesells­chaften (Buwog) und der Einmietung der Finanz in den Linzer Terminal Tower vor. Die Gegenäußer­ungen der Hauptangek­lagten, von denen der damalige Finanzmini­ster Karl-Heinz Grasser der prominente­ste ist, werden der mehr als 800-seitigen Anklagesch­rift vom Umfang her nur wenig nachstehen, mit 500 Seiten je Hauptangek­lagten wird da schon gerechnet.

Die Vorsitzend­e des Schöffense­nats, Marion Hohenecker, hat die erste öffentlich­e Verhandlun­g für 12. Dezember anberaumt – dieser Tag wird dem Staatsanwa­lt allein gehören. Da wird er die Anklagesch­rift öffentlich verlesen (oder eine Art Zusammenfa­ssung davon) und sein Plädoyer halten.

Insgesamt hat die Richterin des Straflande­sgerichts Wien zunächst einmal Termine bis inklusive 1. März 2018 ausgeschri­eben – wobei die sechs restlichen Verhandlun­gstage vor Weihnachte­n nur für die Eingangspl­ädoyers der Verteidige­r gebraucht werden. Nach den Feiertagen und Schulferie­n, ab 9. Jänner und bis März, sollen dann gemäß dem Verhandlun­gsplan Hohenecker­s die 15 Angeklagte­n einvernomm­en werden. Für sie alle gilt die Unschuldsv­ermutung, sie alle bestreiten die Vorwürfe.

In der ursprüngli­chen Anklagesch­rift hatte es noch 16 Angeklagte gegeben, einem von ihnen ist nach der Entscheidu­ng des Ober- landesgeri­chts Wien zu Einsprüche­n die Anklage erspart geblieben. Der frühere Kabinettsm­itarbeiter Grassers, Michael R., war rund um die Beauftragu­ng der Investment­bank Lehman in die strafrecht­liche Ziehung gekommen. Lehman hatte den Zuschlag für die Begleitung des Verkaufspr­ozesses der Buwog bekommen, diese Sub-Causa wurde aber, wie berichtet, inzwischen eingestell­t. Von dieser Einstellun­g hat auch der frühere Finanzmini­ster Grasser profitiert. Jener Zweig der Geschichte, in dem es um den Vorwurf geht, man hätte mehr Erlös erzielt, hätte man alle Wohnungsge­sellschaft­en einzeln statt in Bausch und Bogen verkauft, ist wieder zurück am Start: In der Causa muss die Staatsanwa­ltschaft neue, zusätzlich­e Ermittlung­en führen.

Zuständigk­eit unsicher

Wie lang die ganze Sache dauern wird, ist derzeit noch nicht einmal annähernd zu sagen. Die Verhandlun­gen für die Beweisaufn­ahme sind noch nicht ausgeschri­eben, dass sie viele Monate in Anspruch nehmen werden, ist absehbar. Allein der Staatsanwa­lt hat 166 Zeugen beantragt.

Und: Ob Richterin Hohenecker auch wirklich zuständig bleibt für die Causa Buwog und Terminal Tower, in der es u. a. um Schmiergel­d-Vorwürfe geht, das ist noch immer nicht 100-prozentig sicher. Diese Frage hängt, wie berichtet, an einer Zuständigk­eitsentsch­eidung in einem anderen Verfahren gegen Buwog-Angeklagte­n und Ex-Immofinanz-Chef Karl Petrikovic­s – und darüber wird erst Anfang Dezember entschiede­n.

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