Unicredit im Visier der Aufsicht
Kaum ist Unicredit die 17,7 Milliarden Euro an faulen Krediten los, sorgt der Deal für neues Unbill. Die EZB-Bankenaufsicht prüft, ob die Schuldtitel zu billig verkauft wurden.
Die Bank-Austria-Mutter Unicredit ist mit dem Verkauf ihrer faulen Kredite in den Fokus der EZB-Aufsichtsbehörde geraten. Dies bestätigen Kreise in Mailand, auch wenn Unicredit selbst keine Stellung bezog. Die Mailänder Großbank hatte zu Jahresende Non-Performing Loans (NPL) im Wert von 17,7 Milliarden Euro an die US-Investoren Pimco und Fortress verramscht. Der Preis wurde mit 13 Prozent des Nennwertes ge- nannt. Nun ermittle die Aufsicht, ob Unicredit diesen Wert tatsächlich kassiert hat, berichteten Bloomberg und die Mailänder Wirtschaftszeitung Il Sole 24 Ore, insbesondere, wie hoch die dabei geflossenen Provisionen waren.
Der Hintergrund: Inzwischen sind die Preise für Non-Performing Loans gestiegen und liegen laut der auf den Erwerb von NPL spezialisierten Banca Ifis bei rund 30 Prozent. Zweifellos wirft die Nachricht über die EZB-Ermittlungen Schatten auf UnicreditChef Jean Pierre Mustier, den Verfasser des drastischen UnicreditSanierungsplanes. Fabrizio Bernardi, Analyst des Wertpapierhandelshauses Fidentis Equities, meint gar, Mustiers Glaubwürdigkeit stehe auf dem Spiel. Unicredit-Kurse gaben am Montag an der Mailänder Börse – bei allgemein positiver Kursentwicklung – über ein Prozent nach.
Bereits vorige Woche war die Bank-Austria-Mutter ins Kreuzfeuer der Medienkritik geraten. Aus bislang ungeklärte Gründen wurden einige Bilanzdaten vorzeitig auf der Website publiziert und an einige Analysten gemailt. Es ist nicht geklärt, ob eine ITPanne, ein Hackerangriff oder aber menschliches Versagen für die Panne verantwortlich waren. In Windeseile mussten die Mailänder eine Boardsitzung einberufen, und die provisorischen Ergebnisse des dritten Quartals wurden bereits am 24. Oktober statt wie geplant am 9. November veröffentlicht. Immerhin wies Unicredit einen satten Überschuss von über zwei Milliarden Euro aus. Dieser war auf den Verkauf der Fondsgesellschaft Pioneer zurückzuführen. Für das gesamte Jahr erwarten Analysten einen Nettogewinn von 4,35 Milliarde Euro und eine Dividende von 30 Cents pro Aktie.