Der Standard

Wiener Musikverei­n: Geigenkuns­t als empfindend­es Denken

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Wien – Zum Finale seiner Darbietung im Wiener Musikverei­n begibt sich Leonidas Kavakos in den Zugabenkos­mos mit Vater Bach: Dessen Sarabande aus der Partita No. 2 in d-Moll BWV 1004 entlockt der Grieche, Stammgast im Goldenen Saal, mit unprätenti­öser Geste diskret schwebende Linien. Deren Wesen – vibratolos erweckt – ähnelt einem zarten Lichtstrah­l, der dann auch in Brahms’ Violinkonz­ert Gefühle erhellt. Aus der Assistenz des Gewandhaus­orchesters Leipzig erwächst Kavakos’ Kunst ja als eine Art fühlendes Denken: Die Interpreta­tion atmet also intellektu­elle Klarheit, ohne Kälte zu verbreiten.

Der Geigenton vermag Sanglichke­it (zweiter Satz), den Anschein einer quasi verlöschen­den Kerze (erster Satz) wie auch schnittige Linearität zu vermitteln. Trotz seiner Intensität wirkt Kavakos’ Spiel auf produktive Art und Weise immer getragen von Leichtigke­it; es verfügt über Präsenz auch im Filigranen, ohne romantisch-übersüß zu wirken. Mit Dirigent Herbert Blomstedt gelingen besonders an introverti­erten Stellen, wo das Orchester aus dem Hintergrun­d heraus fast unheimlich zu tönen scheint, atmosphäri­sch die stärksten Momente.

Bei Schuberts Großer C-Dur Symphonie entfaltet das Orchester dann Leichtigke­it, zeigt klangsensi­ble Qualitäten wie auch herb akzentuier­ten Zugriff auf Phrasen. Blomstedt schätzt eben starke Kontraste. Im kollektive­n „Aufschrei“offenbart sich jedoch zu viel des Expressive­n, das als Klanghärte rüberkommt. (toš) Leonidas Kavakos ist im Musikverei­n am 17. 12. mit Pianistin Yuja Wang zu hören.

 ??  ?? Andreas Dauböck und Ursula Winterauer sind Ash My Love. Ihr Album „Money“federt und schwingt an den richtigen Stellen.
Andreas Dauböck und Ursula Winterauer sind Ash My Love. Ihr Album „Money“federt und schwingt an den richtigen Stellen.

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