Der Standard

„Einen Furz ernten!“

- Ljubiša Tošić

Aus Mangel an Liveübertr­agen der koalitionä­ren Anbahnungs­gespräche dreht der Grübelgeis­t seine Runden auf dem Karussell der Mutmaßunge­n. Selbige dürfen Im Zentrum (Was bringt das neue Schwarz-Blau?) dennoch den Charakter echter Prophezeiu­ngen annehmen.

Unbeeinflu­sst vom Sympathiez­auber zwischen den Chefverhan­dlern (Heinz-Christian Strache zu Sebastian Kurz: „Dahinter steckt ein aufrichtig­er Mensch!“), mutmaßt Robert Menasse, Strache und Kurz hätten „Sturm gesät, ihre Wähler“würden aber „einen Furz ernten“. Historiker Lothar Höbelt lässt das zwar unkommenti­ert.

Des Literaten – seiner „Darmwinde“-Vermutung – nachgereic­hte Sorge über den Erhalt repräsenta­tiver Demokratie kontert Höbelt aber mit Verwei- sen, die direkte Demokratie sei doch sozialdemo­kratische Tradition. Später beschuldig­ten Menasse und der FPÖ-Denker einander giftig, Propaganda­opfer zu sein. Höbelt gab sich zwar selbstkrit­isch („Wenn sie mich in der Früh anrufen, sage ich alles Mögliche“). Dennoch musste Max Schrems, Datenschut­zaktivist, für Menasse bisweilen das Wortrecht einfordern.

Nicht nötig bei NZZ- Korrespond­entin Meret Baumann und Konrad Paul Liessmann. Zwar lastete auf dem Philosophe­n die Moderatori­nnenfrage, wie das Land sich nun verändern würde. Mit „Ich bin nicht der Kanzler!“streifte Liessmann das Gewicht ohne Fremdhilfe ab. So blieben aber alle Fragen offen. Auch jene zum Verhüllung­sverbot – mit der Subfrage, ob es Halloween-Amnestie für Burkaträge­rinnen geben würde. pderStanda­rd. at/TV-Tagebuch

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