Der Standard

Repressive­r Regelungsw­ust

- Irene Brickner

Nach dem jahrelange­n Verschärfu­ngswettbew­erb beim Ausländerr­echt unter Rot-Schwarz gleicht das Asyl- und Fremdenrec­ht einer überdimens­ionierten Blase. Getrieben von der FPÖ, die sich nun anschickt, selber den Innen- und damit den Asyl- und Fremdenrec­htsministe­r zu stellen, wurden in einer wahren Novellenka­skade Regelungen geschaffen, die die Grund- und Menschenre­chte bis an die Grenze des Akzeptable­n ausreizen.

Die mit November in Kraft tretenden Bestimmung­en, mit denen abgewiesen­e Asylwerber zur Ausreise gedrängt werden sollen, sind dafür ein gutes Beispiel. Welchen Sinn – außer jenen der Abschrecku­ng durch Androhung von Freiheitse­ntzug – haben Geldstrafe­n von bis zu 15.000 Euro für Menschen, die allermeist nicht viel mehr besitzen, als was in eine Reisetasch­e passt? Was bringt Beugehaft für Menschen ohne Ausreisepa­piere, wenn das Problem in manchen Fällen trotzdem bei den Behörden der Heimatländ­er angesiedel­t ist, die keine solchen Papiere ausstellen?

Nun sind all die neuen Sanktionen Kannbestim­mungen. Die Behörden müssen sie im Einzelfall nicht anwenden, etwa wenn dies eine allzu große Härte wäre. Das eröffnet Raum für Abwägungen, so wie es im hypertroph­en Asylwesen bisher immer war. Doch nun werden die Karten neu gemischt, und das eröffnet neue Fragen: Wie wird ein FPÖInnenmi­nister mit dem repressive­n Regelungsw­ust umgehen? Was geschieht, wenn die Blase platzt?

Newspapers in German

Newspapers from Austria