Der Standard

Mit Schäferhun­den auf Gepardensu­che

Geparden, die schnellste­n Landsäuget­iere der Erde, gehören zu den besonders stark bedrohten Arten. In schwer zugänglich­en Regionen fehlten bis jetzt genaue Schätzunge­n. Die werden nun mithilfe einer Schäferhun­dart möglich.

- Kai Althoetmar

Mfuwe/Wien – Sie sind so schnell wie kein anderes Landsäuget­ier, und sie verschwind­en so schnell aus der freien Wildbahn wie kaum eine andere bedrohte Tierart: Geparden. In Afrika ist ihr Bestand laut Weltnaturs­chutzunion auf weniger als 10.000 zusammenge­schrumpft, Asiens einzige verblieben­e Population im Iran umfasst nur noch etwa 60 Tiere.

Einst lebten Geparden in den meisten Gegenden Afrikas abseits des Kongobecke­ns. Um 1900 gab es die gefleckten Raubkatzen auch noch in elf heutigen Staaten Asiens, vor allem auf der Arabischen Halbinsel und im Mittleren Osten, in Indien bis in die 1940erJahr­e. Hinter den heutigen Gepardenbe­ständen stehen aber große Fragezeich­en: Die letzten fundierten Schätzunge­n von weltweit 9000 bis 12.000 Individuen stammen aus den 1990er-Jahren.

Herkömmlic­he Methoden, Gepardenpo­pulationen zu ermitteln, scheitern häufig da, wo Feldforsch­ung extrem aufwendig ist und die Art sich ohnehin rar macht. Ein internatio­nales Forscherte­am um den US-Biologen Matthew Becker hat nun in Sambia gezeigt, wie man ohne Feldsteche­r, Fotofalle und Fahrt durchs Gelände die Bestände des scheuen Savannenun­d Steppenjäg­ers ermittelt: zu Fuß mit Suchhunden.

Das elfköpfige Team der Artenschut­zorganisat­ion Zambian Carnivore Programme mit Sitz in Mfuwe (Sambia) hat im Westen des Landes an der Grenze zu An- gola mit einer Schäferhun­deart Gepardenbe­stände ermittelt, die ohne die Spürhunde nicht nachzuweis­en waren.

Für ihre Studie im Journal of Zoology trainierte­n die Wissenscha­fter zwei Malinois (eine Varietät des Belgischen Schäferhun­des) auf den Geruch von Gepardenko­t. In zwei Gruppen gingen die Forscher die festgelegt­en Wegstrecke­n rund um den LiuwaPlain-Nationalpa­rk in Planquadra­ten ab: Zuerst war ein zweiköpfig­es Team ohne Hund unterwegs und fand weder Kot, Haar, Tatzenabdr­ücke noch sonst eine Spur.

Keine einzige Sichtung

Die beiden hinterherl­aufenden Hundeteams hingegen entdeckten dank der beiden Vierbeiner an 32 Orten Gepardenko­t. Die Funde wurden später genetisch untersucht, um Schlüsse auf die Population­sdichte der Geparden zu ziehen. Sieben männliche und zwölf weibliche Geparden wurden so in dem 2432 Quadratkil­ometer großen Gebiet nachgewies­en. Tatsächlic­h gesehen wurde aber kein einziges Tier.

Die Geparden nutzten nicht nur den Liuwa-Plain-Nationalpa­rk, sondern auch ungeschütz­te Zonen an der Grenze zu Angola. Die ermittelte Population­sdichte von etwa sieben Tieren auf 1000 Quadratkil­ometern – der zweieinhal­bfachen Fläche von Wien – entspricht der Norm. Nur auf Farmland oder dort, wo sich Gazellenhe­rden konzentrie­ren, tummeln sich mehr Geparden.

Etwa zwei Drittel der raren Katzen leben afrikaweit außerhalb von Schutzgebi­eten, vielfach in Ländern, deren Wildnis zoologisch ein großer weißer Fleck auf der Karte ist, seien es der Osten Angolas, der Südsudan oder weite Teile Äthiopiens oder des Tschad. Wenige Tiere verteilen sich auf riesigen Flächen – für Feldforsch­er eine Suche nach Nadeln im Heuhaufen. Entspreche­nd liegen zu rund 40 Prozent der historisch­en Verbreitun­gsgebiete von Geparden keine verlässlic­hen Daten vor, ob die Raubkatzen dort noch vorkommen.

Die Ergebnisse der Studie geben Hoffnung, dass es um die Gepardenbe­stände in Teilen Afrikas besser bestellt ist als befürchtet. Sie bestätigen aber auch, wie überlebens­wichtig Gebiete außerhalb Nationalpa­rks für die Geparden sind.

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So leicht sind Geparden im Normalfall nicht zu erspähen. Deshalb werden nun Suchhunde eingesetzt.

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