Baseballer beschenken Houston
Die Houston Astros haben erstmals die World Series der Major League Baseball gewonnen. Nach den Verwüstungen durch Hurrikan Harvey ist der historische Triumph Balsam für die Seele einer geschundenen Stadt.
Los Angeles – Im Blitzlichtgewitter spritzte der Champagner literweise durch die Kabine der Houston Astros. Die Baseballer aus dem Herzen von Texas hatten dicke Skibrillen, somit waren die Augen vor dem Sprudel geschützt. Sich erstmals überhaupt „World Champion“nennen zu dürfen war eigentlich historisch genug. Doch nach den verheerenden Verwüstungen durch Hurrikan Harvey bekommt der Siegeszug der Astros eine noch existenziellere Dimension. „Das ist für Houston, wir wurden hart getroffen“, sagte Astros-Besitzer Jim Crane nach dem 5:1-Sieg im entscheidenden siebenten Spiel der Finalserie bei den Los Angeles Dodgers. Mit 4:3 rangen die Texaner das Spitzenteam aus Kalifornien nieder.
„Ich freue mich so für unsere Fans, die eine Menge aushalten mussten. Wir kommen als Champions nach Hause“, sagte AstrosOutfielder George Springer, der nach der Partie als Most Valuable Player (MVP) geehrt wurde. Shortstop Carlos Correa machte seiner Freundin Daniella Rodriguez noch auf dem Spielfeld einen Heiratsantrag – sie nahm an.
Zu Hause, da genossen die Astros bereits vor dem Titelgewinn Heldenstatus. Nachdem der Hurrikan im August vor allem in Texas viele Todesopfer gefordert und große Landstriche erfasst hatte, spendeten die Baseballer vier Millionen Dollar für den Wiederaufbau. Nun schenkten sie ihren Mitmenschen ein weiteres Mal neue Hoffnung – in Form des größten Triumphs der Klubgeschichte.
Wie Bürgermeister Sylvester Turnier via Twitter ankündigte, werde der Erfolg am Freitag mit einer großen Siegesparade gefeiert. „Wir haben das für sie gemacht. Ich weiß, dass viel in Houston vor sich ging, aber sie sind der wichtigste Grund, warum wir hier stehen“, sagte Second Baseman Jose Altuve. Gegen die Dodgers war zu Ehren ihrer Stadt auf den Astros-Trikots der Schriftzug „Houston strong“zu lesen.
Ein Motto, das sich durch die gesamte Finalserie zog. Besonders gut im Gedächtnis bleibt das dramatische Spiel fünf, das die Astros erst im zehnten Inning mit 13:12 gewonnen hatten. „Diese wilde Serie, diese verrückte Serie, die emotionalen Berg- und Talfahrten: Daran teilgehabt zu haben ist etwas, das ich niemals vergessen werde. Auch wenn dies das einzige Mal sein sollte, dass ich so weit komme“, sagte Springer.
Für die Dodgers platzte hingegen der Traum vom ersten Titel seit 1988. „Es fühlt sich schlecht an“, sagte Star-Pitcher Clayton Kershaw (29), der mit 33 Millionen Dollar Jahresgehalt der bestbezahlte Spieler der Liga ist. „Wir gehören auch 2018 zu den Favoriten, es ist nur aufgeschoben.“(sid)