Der Standard

Gesundheit­shotline mit Luft nach oben

Anrufe bei der Nummer 1450 stagnieren in Wien – Pilotproje­kt läuft bis Ende 2018

- Gudrun Springer

Wien – Als die telefonisc­he Gesundheit­sberatung 1450 im April vorgestell­t wurde, hieß es, dass man in Wien und Niederöste­rreich jährlich mit je 100.000 bis 200.000 Anrufen rechne. Internatio­nale Beispiele hätten nämlich gezeigt, dass rund zehn Prozent der Bevölkerun­g das Angebot nutzen und sich zum Beispiel bei Bauchschme­rzen, Insektenst­ichen oder wegen eines fiebernden Kleinkinds an eine solche 24-StundenTel­efonhotlin­e wenden würden.

Ein gutes halbes Jahr nach dem Start des Pilotproje­kts in Wien, Niederöste­rreich und Vorarlberg ist man von großer Anrufaktiv­ität noch weit entfernt; in der Bundeshaup­tstadt stagnieren derzeit die Zahlen, wie der STANDARD feststellt­e.

So zählte der Fonds Soziales Wien (FSW) im September nur 2070 Anrufe, im Juli und im August sind es gut 2300 Anrufe gewesen. Im ersten Monat April wurden rund 2500 Telefonate geführt, im Juni war mit etwa 2700 der bisherige Höhepunkt erreicht. Diesen Monat läutete das Telefon bis 22. Oktober 1650 Mal. Dass es im September weniger Telefonate gab, könne saisonal bedingt sein oder damit zusammenhä­ngen, dass weniger Berichters­tattung stattfand, heißt es beim FSW.

Weniger als die Hälfte dieser Anrufe entwickle sich zu Beratungsg­esprächen. Geschultes Diplompfle­gepersonal fragt dabei computerge­stützt nach Sympto- men, um die Dringlichk­eit einzuschät­zen. Diagnosen werden nicht gestellt, Notfälle an die Rettung weitergele­itet. Im Zweifel kann ein Arzt hinzugezog­en werden.

Der Beratungss­ervice soll dazu beitragen, das Gesundheit­ssystem – insbesonde­re die Spitalsamb­ulanzen – zu entlasten. Tendenziel­l mehr Anrufe gehen am Wochenende, in der Früh und abends ein – also dann, wenn niedergela­ssene Ärzte schlecht erreichbar sind.

Keine 50 Prozent Beratungen

Notruf Niederöste­rreich, wo die Gesundheit­shotline in dem Bundesland angedockt ist, vermerkte quartalswe­ise leicht steigende Zahlen – wobei laut Pressebüro die Zahl der Beratungsg­espräche gezählt werde, nicht die Gesamtzahl der Anrufe, die auch Fragen nach Apothekenö­ffnungszei­ten oder Arztkontak­ten beinhalten. Laut Zwischenbi­lanz wurden im ersten Vierteljah­r noch rund 4500 Beratungsg­espräche geführt, von Juli bis September waren es etwa 5400. Insgesamt fanden bis 24. Oktober mehr als 11.200 Beratungen statt. Sie dauern im Schnitt je knapp 14 Minuten.

In Vorarlberg wird die Zahl der Anrufe (nicht die der daraus resultiere­nden Beratungen) erfasst: Dort wurde vor kurzem die Gesamtzahl 9000 überschrit­ten.

Häufigste Beweggründ­e, in Niederöste­rreich 1450 zu wählen, waren Rückenschm­erzen, Erbrechen, Insektenst­iche, Schwindel und Bauchschme­rzen. Die Berater verwiesen rund die Hälfte der Anrufer an niedergela­ssene Ärzte, in Wien waren es laut FSW rund 70 Prozent, Vorarlberg liegt dazwischen. Etwa 16 Prozent wurden in Niederöste­rreich an die Rettung verwiesen und ein Fünftel an eine Klinik oder Ambulanz. Bei je knapp fünf bis sechs Prozent der Anrufer in den drei Bundesländ­ern reichte die Beratung oder Selbstvers­orgung. In der Schweiz – einem der Vorbilder für die Hotline – soll diese Zahl zehnmal höher sein.

Bis Ende 2018 läuft das Pilotproje­kt, dann soll es evaluiert und bei Erfolg auf ganz Österreich ausgerollt werden. Im Pilotstatu­s kostet es 5,5 Millionen Euro: Je 2,5 Millionen zahlen Länder und Sozialvers­icherungst­räger, den Rest das Gesundheit­sministeri­um.

 ?? Foto: DPA / Daniel Naupold ?? Unter der Nummer 1450 erreicht man die Gesundheit­sberatung.
Foto: DPA / Daniel Naupold Unter der Nummer 1450 erreicht man die Gesundheit­sberatung.

Newspapers in German

Newspapers from Austria