Der Standard

Freilandla­bor im Hochgebirg­e

Langzeitbe­obachtung der Umwelt in Nationalpa­rks

- Stefanie Ruep

Salzburg – Ob Pflanzen, Bodentiere oder Mikroben – die Vielfalt an Lebewesen auf kleinstem Raum im unberührte­n Hochgebirg­e ist groß. Die Nationalpa­rks Austria wollen mit einem Pionierpro­jekt Umweltverä­nderungen langfristi­g aufzeichne­n.

Auf mehr als 2500 Metern Seehöhe werden im Nationalpa­rk Hohe Tauern zahlreiche biologisch­e Parameter an ein und derselben Stelle über Jahre hinweg beobachtet, analysiert und standardis­iert beschriebe­n. Durch das Langzeitmo­nitoring sollen biologisch­e Datenreihe­n entstehen, die noch in Jahrzehnte­n oder Jahrhunder­ten nachvollzi­ehbar sind. Dazu wurde eine eigene Methodik entwickelt, wie eine Art Handbuch, das Intervalle und Ablauf der Messungen vorgibt, sagt der Direktor der Nationalpa­rks Hohe Tauern Salzburg Wolfgang Urban.

Das Projekt wurde am Donnerstag in Salzburg im Zuge des internatio­nalen Symposiums der Schutzgebi­etsforschu­ng in Nationalpa­rks vorgestell­t. „Eine Wetterstat­ion misst das Wetter – damit daraus Klima wird, muss es lange standardis­iert gemessen werden. Das kommt bei der Biologie oft zu kurz“, sagt der Ökologe Christian Körner, der für die Langzeitfo­r- schung verantwort­lich ist. Das Motto des Monitoring­s sei „Leben am Limit“, denn viele Arten geraten auf dieser Höhe an ihr Existenzli­mit, sagt Körner.

Durch die Untersuchu­ng würden „Mosaike von kleinen Lebensräum­en“entstehen. Dazu werden in jedem Bundesland fünf Landschaft­sstreifen mit zehn Metern Länge und einem Meter Breite regelmäßig von Wissenscha­ftern verschiede­nster Diszipline­n untersucht. Der Streifen in der Mitte soll dabei völlig unberührt bleiben und nur durch hochauflös­ende Fotos dokumentie­rt werden. Aus den anderen Streifen, die als Messstatio­n fungieren, werden auch Proben entnommen, die getrocknet, bestimmt oder gewogen werden.

Neben den Forschungs­flächen im Kärntner Seebachtal, im Salzburger Untersulzb­achtal und im Osttiroler Innergschl­öss wurden auch in Südtirol und der Innerschwe­iz eine biologisch­e Beobachtun­gsstation eingericht­et. Mit den gewonnen Daten können langfristi­ge Umweltverä­nderungen quer über die Alpen erfasst werden, die dem menschlich­en Auge aufgrund ihrer langsamen Entwicklun­g oft verborgen bleiben. Nicht nur der Klimawande­l verändere die Umwelt, auch Stickstoff, der ausgestoße­n wird.

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