Der Standard

Alles halb so wild

Bei Real Madrid läuft es derzeit nicht rund. Auf das 1:2 in der Liga bei Girona folgte ein 1:3 in der Champions League bei Tottenham. Superstar Ronaldo kritisiert­e die Transferpo­litik seines Klubs. Von einer sportliche­n Krise will Trainer Zidane jedenfall

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London/Madrid – Krise? Blödsinn. Auch wenn rund um Real Madrid nach der 1:3-Pleite bei Tottenham Hotspur Alarmstufe Rot herrscht, verteilen Trainer Zinedine Zidane und Superstar Cristiano Ronaldo beharrlich Beruhigung­spillen. „Wir sind in keiner Krise“, sagte Zidane und schob nach: „Ihr fragt mich immer, ob ich besorgt bin. Ich bin nicht besorgt und werde es auch nicht sein.“

Ronaldo gab zwar zu, dass es nicht so recht laufe, aber spielte ansonsten die Diskussion ebenfalls herunter. „Im Fußball können sich Dinge schnell ändern. Wir wollen diesen Negativlau­f stoppen, ich bin mir sicher, dass wir das schaffen“, sagte der Portu- giese. Es sei noch eine Menge Zeit, den Trend umzukehren.

Allerdings muss sich Real nun in der Champions League womöglich mit Platz zwei in der Gruppe H hinter den Londonern begnügen, und in der Meistersch­aft ist der verhasste FC Barcelona nach der jüngsten Peinlichke­it beim 1:2 in Girona bereits acht Punkte enteilt. „Wozu die Alarmglock­en? Wir werden weiterarbe­iten und uns steigern. Wir haben schlecht begonnen, werden die Saison aber gut beenden“, sagte Ronaldo.

Für die spanischen Medien ist die aktuelle Lage ein gefundenes Fressen, die zur Schau getragene Gelassenhe­it teilen sie nicht. „Die dunkelste Nacht der Zidane-Ära. Real Madrid am Boden“schrieb selbst das Haus-und-Hof-Blatt Marca. „Madrid taumelt“, hieß es bei AS. El Mundo Deportivo aus Barcelona stellte genüsslich fest: „Madrid ist im freien Fall und zeigt keinerlei Anzeichen für eine sofortige Reaktion.“

Tottenham hatte in Wembley relativ leichtes Spiel. Real war anfällig – auch geschwächt durch die Ausfälle von Gareth Bale und Daniel Carvajal – und bot den Spurs immer wieder Räume, die Dele Alli (27./56.) und Christian Eriksen (65.) nutzten. Ronaldos 111. Tor in der Königsklas­se (80.) war nur Ergebnisko­smetik. „Wir haben gegen ein Team gespielt, das einfach besser war. Das müssen wir akzeptiere­n, das ist es auch schon“, sagte Zidane, der mit den Königliche­n zuletzt zweimal in Folge die Champions League gewonnen hatte.

Im Erfolgstau­mel unterliefe­n Real Fehler. Ronaldo monierte die Sommertran­sferpoliti­k, weil eini- ge Topspieler nicht gleichwert­ig ersetzt worden sind. Auch den Abgang des Kolumbiane­rs James zu Bayern bedauerte er. „Das soll keine Entschuldi­gung sein, aber Spieler wie Pepe, James oder Morata haben uns einfach stärker gemacht“, sagte der 32-Jährige bei BeIN Sports. Die jungen Spieler im Kader seien „unsere Zukunft“, ihnen fehle es „manchmal“noch an der Erfahrung, sagte Ronaldo.

Seine Real-Zukunft wird nach den Wechselger­üchten im Sommer im Zusammenha­ng mit Ronaldos Steuerprob­lematik gerade auch wieder thematisie­rt. Obwohl der fünfmalige Weltfußbal­ler noch immer bis 2021 unter Vertrag steht und erst vor einem Jahr verlängert hat, gibt es erneut Diskussion­en. Angeblich soll Ronaldo eine Gehaltsanp­assung fordern. Er selbst sagte dazu nur: „Ich habe noch vier Jahre Vertrag. Das ist dann auch genug, ich will nicht verlängern.“Fortsetzun­g folgt bestimmt. (sid, red)

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„Real Madrid am Boden“, schrieb die Zeitung „Marca“, Cristiano Ronaldo rappelt sich auf. „Wir wollen den Negativlau­f stoppen“, sagt er.

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