Der Standard

Klimaschut­z muss Chefsache werden

Um die Erderwärmu­ng auf zwei Grad zu begrenzen, wie im Pariser Klimapakt vereinbart, braucht es deutliche Anstrengun­gen der Weltgemein­schaft. Auch Österreich ist laut Umweltbund­esamt bei seinen Hausaufgab­en säumig. Klimaschut­z müsse Chefsache werden.

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Wien – „Richtig viel Arbeit“kommt auf die neue Regierung in Sachen Klimaschut­z zu. „Aussitzen geht nicht mehr“, sagt der Chef des Bundesumwe­ltamtes, Jürgen Schneider. Um das von den EU-Mitgliedsl­ändern festgelegt­e Treibhausg­as-Reduktions­ziel von 36 Prozent zu erreichen, fehlt nicht weniger als ein neues Klimaschut­zgesetz (mit dem die sektoralen Ziele bis 2030 fixiert werden), ein schärferes Energieeff­izienzgese­tz, eine Ökostromno­velle, die diesen Namen verdient.

Andernfall­s sei es sehr unrealisti­sch, dass Österreich bis 2030 in Summe 20 Terawattst­unden Strom aus erneuerbar­er Energie produziere­n kann, die jenen aus kalorische­n Kraftwerke­n ersetzen. Im Wesentlich­en seien die 2014 festgelegt­en minus 36 Prozent nicht mehr verhandelb­ar, betonte Schneider, lediglich kleinere Justierung­en seien möglich. „Es gibt kein Zurück.“Als EU-Mitglied sei es für Österreich keine Option, die Treibhausg­asemission­en zu senken, sondern eine juristisch verbindlic­he Pflicht, so der UBA-Chef mit Blick auf unpopuläre Maßnahmen in Verkehr oder Landwirtsc­haft. Ob dafür der sogenannte Tanktouris­mus reduziert oder das Dieselpriv­ileg abgeschaff­t werde, sei letztlich eine politische Entscheidu­ng – und zwar nicht nur der Fachminist­er. „Das ist absolute Chefsache.“

Handlungsb­edarf hat Österreich – abseits von Industrie und Energie (die dem Emissionsh­andel unterliege­n) – im Straßenver­kehr, der den CO -Ausstoß bis 2 2030 (ab 2021) gegenüber 2005 um 36 Prozent reduzieren muss. Der Verkehr gehört mit 28 Prozent zu den Hauptprodu­zenten von Treibhausg­asemission­en (THG), abzüglich des Emissionsh­andelssekt­ors kamen von dort laut Klimaschut­zbericht 2017 knapp 45 Prozent. Wiewohl die THG in einzelnen Sektoren rückläufig waren: Land- und Abfallwirt­schaft sind auf sicherem Weg, ihre Kioto-Ziele bis 2020 zu verfehlen. Es brauche die konsequent­e Umsetzung zusätzlich­er Maßnahmen, sagt Schneider, schließlic­h ist der für Mai angekündig­te integriert­e Klima- und Energiepla­n bis 2018 nach Brüssel zu schicken.

Ausständig ist auch der Vorschlag der EU-Kommission zur Reduzierun­g des CO -Ausstoßes 2 von Pkws. Ab 2021 gilt ja der Zielgrenzw­ert von 95 g/km. Gerungen wird nun um eine weitere Absenkung auf 67 g und eine verpflicht­ende E-Auto-Quote. Eine Richtlinie für die thermische Qualität bestehende­r Gebäude steht ebenso aus wie das Strommarkt­design, Regeln für Landnutzun­g und Wälder sowie das Regime für den Emissionsh­andel.

Bei der Klimakonfe­renz in Bonn ab nächster Woche geht es um die internatio­nalen Regeln zur Erreichung der Klimaziele von Paris. Dieses „Rule-Book“soll Zeitplan und Maßnahmen enthalten und 2018 bei der Klimakonfe­renz in Kattowitz fertig sein, wobei der EU-Part der österreich­ischen EURatspräs­identschaf­t wohl zusätzlich­e Arbeit bescheren dürfte.

Es geht natürlich auch ums Geld, denn steigen die USA wie angekündig­t im November 2020 aus, fehlen rund hundert Milliarden Euro unter anderem für den Green Climate Fund und Entwicklun­gsprojekte, was höhere Beiträge für die anderen Industriel­änder bedeuten dürfte. Russland, Iran und die Türkei sind gar nicht an Bord. Derzeit belaufen sich Österreich­s Verpflicht­ungen auf rund hundert Millionen Euro.

Wiewohl China noch viel zu tun hat – die Anstrengun­gen bei Erneuerbar­en tragen Früchte: Die CO - Emissionen sind rückläufig. (ung)

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Foto: AP / Mark Schiefelbe­in In der Industrie sind Abgase zu drosseln, im Verkehr auch.

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