Der Standard

Tesla als Teil von Dantes Inferno

Der US-Elektroaut­obauer schreibt Rekordverl­uste

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Palo Alto / Schanghai – Einerseits schreibt der US-Elektroaut­obauer Tesla Rekordverl­uste im dritten Quartal 2017, der Verlust beläuft sich auf 619 Millionen US-Dollar (531 Millionen Euro). Es ist der höchste Fehlbetrag, den Tesla seinen Aktionären bis jetzt in einem Quartal zugemutet hat. Anderersei­ts steigert er seinen Umsatz um fast 30 Prozent auf gut drei Milliarden US-Dollar. Somit war das Umsatzwach­stum zwar höher als von Analysten vermutet, aber ebenso der Verlust. Tesla hadert mit der Massenfert­igung des Mittelklas­seelektroa­utos Model 3. Die Produktion werde erst mit drei Monaten Verspätung so beginnen, dass wöchentlic­h 5000 Wagen vom Band rollen können, teilte das kalifornis­che Unternehme­n mit. Ursprüngli­ch war Dezember dafür geplant. Die Aktie des ohnehin Verluste schreibend­en Unternehme­ns gab daraufhin um fast fünf Prozent nach.

Mit lediglich 260 hergestell­ten Autos anstatt geplanten 1500 verfehlte die Firma rund um Elon Musk ihre Ziele im dritten Quartal aber massiv.

Musk und sein Team setzen alles daran, um die Fertigung möglichst schnell wieder aufzunehme­n. Unter anderem „campiert“er so lange in der Fabrik, bis die Probleme behoben sind. Die Situation beschreibt er mit einer Anspielung auf die neun Höllenkrei­se in Dante Alighieris Inferno: „Wir waren in Level neun, und sind jetzt kurz davor, Level acht zu verlassen.“

Model 3 ist Teslas Hoffnungst­räger, weil es mit 35.000 Dollar nur halb so viel kostet wie das Flaggschif­f Model S. Model 3 spricht somit eine klar größere Käuferschi­cht an. Im kommenden Jahr sollen insgesamt 500.000 Teslas gefertigt werden – der Großteil davon Model 3.

Die hohen Erwartunge­n an das neue Auto hatten Tesla monatelang an der Börse beflügelt. Der Kurs der Aktie ist seit Anfang des Jahres um mehr als 50 Prozent gestiegen, und man hat – trotz winziger Produktion­szahlen im direkten Vergleich – sogar den Branchenri­esen General Motors als wertvollst­en US-Autokonzer­n am Markt abgelöst.

Bau eines Werks in China

Unterdesse­n hat Tesla eine Einigung mit den chinesisch­en Behörden für den Bau eines Werks in Schanghai bestätigt. „Die chinesisch­e Fabrik soll in etwa drei Jahren mit der Produktion beginnen“, sagte Musk. Dort solle in erster Linie das Tesla-Modell 3 für den chinesisch­en Markt und möglicherw­eise für weitere Länder in der Region gefertigt werden. Die Produktion des Wagens vor Ort sei „die einzige Möglichkei­t, dieses Auto in China erschwingl­ich zu machen“, sagte Musk.

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Foto: Reuters/Nicholson Bei den Produktion­szahlen liegt Tesla deutlich hinter den Plänen.

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