Der Standard

Aus Fehlern nichts gelernt

- Steffen Arora

Jahrzehnte­lang wurden tausende Kinder in Österreich­s staatliche­n, kirchliche­n sowie privaten Heimen misshandel­t und missbrauch­t. Es waren keine tragischen Einzelfäll­e, dahinter stand ein System. Den Nährboden für die Missstände bildete die Idee, Kinder aus meist schwierige­n sozialen Verhältnis­sen oder solche, die unter Beeinträch­tigungen litten, kostengüns­tig zu verwahren.

Die Betroffene­n haben lange geschwiege­n oder wurden einfach nicht gehört. Erst mit dem Aufdecken des Heimskanda­ls drang eines der größten Verbrechen der Zweiten Republik an die Öffentlich­keit. Eine Gruppe blieb aber bis heute ungehört. Es sind jene, die nicht für sich selbst sprechen können, die Behinderte­n.

Es ist beschämend, wenn diesen Menschen nicht einmal die ohnehin nur symbolisch­e finanziell­e Wiedergutm­achung zuteilwird. Und es ist zynisch, das damit zu begründen, dass sie sich ja nur melden müssten, um zu diesem ihrem Recht zu gelangen.

Hier sind die Täterorgan­isationen, die genau diesen Namen verdienen, in die Pflicht zu nehmen. Es ist die Verantwort­ung der Länder, der Orden, der Diözesen, diese oft stummen Opfer zu suchen und zu entschädig­en.

Doch sie tun es nicht. Mit dieser Weigerung, sich aktiv mit der eigenen Schuld auseinande­rzusetzen, verhindern sie zugleich, aus dieser Geschichte zu lernen. Und damit ebnen sie den Weg dafür, dass sie sich wiederholt.

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