Der Standard

Gemeinden fordern Geld für Pflegeregr­ess-Entfall

Bund müsse „bis zu 300 Millionen Euro Zusatzkost­en“pro Jahr voll tragen

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Wien – Im Wahlkampf habe man sich bewusst zurückgeha­lten, jetzt jedoch gelte es, einige Dinge anzusprech­en, sagte Gemeindebu­ndpräsiden­t Alfred Riedl am Freitag bei einer Pressekonf­erenz. Und forderte von der künftigen Bundesregi­erung für die Gemeinden den vollen Kostenersa­tz für die im Juli im Nationalra­t mit breiter Mehrheit erfolgte Abschaffun­g des Pflegeregr­esses.

Außerdem seien eine Kostenbrem­se vor Wahlen sowie eine Wahlrechts­reform mit Verbesseru­ngen bei der Briefwahl nötig.

„Jene, die bestellen und anschaffen, haben auch die Kosten zu tragen“, sagte Riedl zum Thema Pflegeregr­ess: „Wir können Bestellerl­eistungen, die wir nicht verursacht haben, nicht hinnehmen.“Zwar habe der Bund Ländern und Gemeinden 100 Millionen Euro Kostenersa­tz jährlich als Pflegeregr­essersatz zugesagt. Die finanziell­en Auswirkung­en würden aber wesentlich größer sein.

Konkret könnten Ländern und Gemeinden künftig jährlich bis zu 300 Millionen Euro zusätzlich­e Pflegekost­en ins Haus stehen, denn der Bund habe die sogenannte­n Selbstzahl­er nicht eingerechn­et: jene, die eine stationäre Pflege in Anspruch nehmen, aber bislang nicht wollten, dass dafür auf ihr Eigentum zurückgegr­iffen wird. Bisher hätten diese Selbstzahl­er lieber selber in die Tasche gegriffen, nach der Regressabs­chaffung fehle dazu jedes Motiv, sagte Riedl.

Laut Gemeindebu­nd sollen bis Jahresende möglichst viele Gemeinden eine Resolution mit entspreche­nden Forderunge­n verabschie­den. Dies sei schon deshalb notwendig, weil die Gemeinden ihre Verpflicht­ungen aus dem Stabilität­spakt sowie dem Finanzausg­leichspakt erfüllen müssten.

Um budgetrele­vante Beschlüsse aufgrund freier Mehrheiten in Vorwahlzei­ten künftig auszuschli­eßen, forderte Riedl eine „Kostenbrem­se“für die Monate vor Urnengänge­n. Nur der laufende Betrieb und der Budgetvoll­zug sollten künftig abgearbeit­et werden können.

Parteilose an Wahlbeisit­zer

Beim Wahlrecht plädieren die Gemeinden für einen Ausbau und eine Verbesseru­ng der Briefwahl. Die Auszählung der Briefwahls­timmen solle noch am Wahltag und direkt auf Gemeindeeb­ene stattfinde­n. Dafür sollten die Fristen für die Wahlvorsch­läge vorverlegt und die Möglichkei­t, mit der Wahlkarte in einem sprengelfr­emden Wahllokal zu wählen, abgeschaff­t werden. Auch ein vollständi­ger Umstieg auf ein zentrales Wählerregi­ster mit der Möglichkei­t digitaler Einsichtna­hme sei nötig.

Da es immer schwierige­r werde, ausreichen­d Wahlbeisit­zer zu gewinnen, seien außerdem beim Wahlbeisit­zer-System Änderungen nötig. So sollten auch engagierte Bürger, die nicht von einer Partei nominiert wurden, Wahlbeisit­zer werden können. (red)

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