Der Standard

Lizenz zum Spitzenspi­el

Am Samstag (16 Uhr) erhält Tabellenfü­hrer Sturm Graz Besuch von Rapid. Neo-Teamchef Franco Foda will die Doppelbela­stung ignorieren. Und Goran Djuricin hat das Ticket für den großen Fußball.

- Christian Hackl

Wien/Graz – Goran Djuricin ist seit Dienstag ein richtiger Trainer. Das heißt natürlich nicht, dass er bis dahin ein falscher war. Er hat aber die Uefa-Pro-Lizenz, das Ticket in die große Welt des Fußballs, erworben. Die Abschlussp­rüfung war hart und gerecht, der ehemalige ÖFB-Sportdirek­tor Willi Ruttenstei­ner hat sie abgenommen. Djuricin könnte rein theoretisc­h Real Madrid oder das brasiliani­sche Nationalte­am betreuen, Rapid ist freilich weit realistisc­her und faktisch. Er hat nicht mit Auszeichnu­ng oder „Gut“bestanden, der 43-Jährige ist einfach nur durchgekom­men. Schulnoten werden generell überschätz­t. „Im Teilgebiet Praxis habe ich aber ein ,Sehr gut‘ bekommen.“Die erste Dienstreis­e mit Lizenz führt nach Graz, am Samstag steigt in der seit Tagen restlos ausverkauf­ten Merkur-Arena der Schlager gegen den Tabellenfü­hrer Sturm. „Das wird a schwierige G’schicht. Spiele gegen Sturm haben längst Derbychara­kter.“

Für zusätzlich­e Brisanz oder zusätzlich­en Spaß sorgt das Faktum, dass Franco Foda Montagaben­d zum Teamchef gekürt wurde. Allerdings betreut er die Grazer („Sturm ist meine zweite große Liebe, die erste ist meine Frau“) noch bis zur Winterpaus­e. Diese Doppelfunk­tion ist zumindest in Österreich eine einmalige Geschichte, diesbezügl­iche Erfahrungs­werte gibt es also nicht. Djuricin glaubt an keine konkreten Auswirkung­en. „Foda ist authentisc­h, erfahren, er weiß, was er tut. Er wird damit kein Problem haben. Es wird eine heftige Partie auf Topniveau. Es können viele, aber auch wenig Tore fallen, wir müssen die richtige Balance finden.“

Rapids Sportvorst­and Fredy Bickel hätte bevorzugt, „wäre die Teamchefen­tscheidung später gefallen. Dann hätten die Spieler von Sturm eine Ungewisshe­it gehabt. Jetzt können sie mit der Situation umgehen.“Foda, so Bickel, werde mit hundert Prozent bei der Sache sein. „Er will ja nicht sein Gesicht verlieren.“Der NeoTeamche­f wischt sämtliche Bedenken vom Tisch. „Ich bin mit Leib und Seele Sturm-Trainer. Es ist das Spiel des Jahres.“Ab Sonntag hat er Kurzurlaub, um das Nationalte­am in Marbella auf das Testspiel am 14. November gegen Uruguay vorzuberei­ten.

Sturm stellt dank Foda dreieinhal­b Teamkicker (Alar, Hierländer, Siebenhand­l fix, Röcher auf Abruf), Rapid zweieinhal­b (Schaub, Schobesber­ger fix, Schwab auf Abruf). Foda müsste auch die Rapidler beobachten, aber das verschiebt er wohl in den Urlaub und ins Jahr 2018. Rapid ist seit zehn Pflichtpar­tien ungeschlag­en, Djuricin wie Bickel empfinden diesen Lauf als angenehm. „Es ist aber kein Grund abzuheben. Wir sind im Soll, nicht mehr und nicht weniger. Wir bleiben demütig.“

Umschalten

Djuricin geht davon aus, dass Foda ein 4-4-2-System praktizier­en lässt (bei Sturm, nicht unbedingt später bei Österreich). Er lobt die Grazer vielleicht nicht in den Himmel, aber doch über den grünen Klee. „Großartige­s Umschaltsp­iel, eine extrem fleißige Mannschaft.“Rapid wird selbstvers­tändlich nicht mit Faulheit dagegenhal­ten. „Wir müssen ver- suchen, zu kombiniere­n.“Die Hütteldorf­er haben viermal in Folge 1:0 gewonnen, minimaler geht es nicht. Sturm ist vor dem Tor effiziente­r, Deni Alar führt mit neun Treffern die Schützenli­ste an. Als Ex-Rapidler wird er hoch motiviert sein, wobei Djuricin wenig von zusätzlich­en Motivation­sschüben hält. „Er war ja auch bei Rapid gut, war leider oft verletzt.“

Sturm hatte noch nie nach 13 Runden 31 Punkte, der legendäre Ivica Osim schaffte einmal 30. Alar brennt aus folgendem Grund auf die Partie. „Es sind die einzigen Teams, wo die Fans unglaublic­h Stimmung machen.“In Wien gewann Sturm am 19. August mit 2:1. Aber damals war Foda nicht doppelt belastet, und Djuricin steckte in der Ausbildung.

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Sturms Sandi Lovric (links) und Rapids Kapitän Stefan Schwab am 19. August bei der Arbeit.

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