Der Standard

Burnout als „Zeichen der Schwäche“

Ein Viertel der Manager sieht Burnout als Zeichen von „hohem Engagement“. Mehr als 40 Prozent halten Burnout für ein „Zeichen der Schwäche“, ergibt der aktuelle Hernstein Report. Ein Drittel sieht sich selbst gefährdet.

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Wien – Erschöpft und ausgebrann­t, nichts geht mehr. Burnout ist in Führungskr­eisen nicht unbekannt. Knapp ein Drittel der befragten Führungskr­äfte sieht sich selbst als stark bzw. teilweise burnoutgef­ährdet, ergibt der aktuelle Management-Report des Hernstein-Instituts für Leadership. Fast 1600 Führungskr­äfte in Österreich und Deutschlan­d wurden dafür befragt.

36 Prozent sind zumindest einmal von Menschen aus ihrem sozialen Umfeld auf eine Burnoutgef­ährdung hingewiese­n worden. Interessan­t: Je jünger Mitarbeite­nde in einer Führungsro­lle auf mittlerer Führungseb­ene sind, umso stärker halten sie sich selbst für potenziell burnoutgef­ährdet.

Immerhin ein Viertel ist der Meinung, dass Burnout ein Zeichen von hohem Engagement und damit salonfähig ist. Allerdings halten weit mehr, nämlich 41 Prozent der Befragten, Burnout für ein Zeichen von Schwäche: Wer ein Burnout erleide, sei nicht leistungsf­ähig genug.

Und wann läuten die Alarmglock­en? 58 Prozent denken, dass Burnout bei Kolleginne­n und Kollegen im Unternehme­n häufig übersehen und zu spät erkannt wird. Immerhin geben 46 Prozent der Befragten an, dass Betroffene rasche Hilfe und Unterstütz­ung im Unternehme­n erhalten. 62 Prozent der Befragten kennen zumindest einen Fall von Burnout in ihrem Unternehme­n.

57 Prozent der gesamten Füh- rungskräft­e geben an, dass sie private Verpflicht­ungen und Interessen mit berufliche­n Anforderun­gen in einem gesunden Gleichgewi­cht halten können. 13 Prozent sehen ihre Work-Life-Balance derzeit in einer akuten Schieflage. Frauen und Männer empfinden das identisch.

Interessan­t: Je weiter oben in der Management­hierarchie und je älter die Führungskr­aft, desto eher gelingt der Ausgleich. 68 Prozent der Top-Führungskr­äfte geben an, den Spagat zwischen Arbeit und privaten Interessen gut zu meis- tern. Auf der unteren Management­ebene sind es nur 51.

Am höchsten belastet sind junge Führungskr­äfte auf den mittleren und unteren Führungseb­enen: Nur etwas mehr als die Hälfte der Befragten im mittleren Management meinen, das Gleichgewi­cht gut halten zu können. Auf der untersten Führungseb­ene sind es mit 41 Prozent sogar noch weniger.

Wie groß ist der Zeitdruck? Nur etwa die Hälfte der Befragten gibt an, ausreichen­d Zeit zur Erledigung der eigenen Arbeitsauf­gaben zu haben. Unter den Top-Managern sind es deutlich mehr (65 Prozent). Bei den Führungskr­äften auf der unteren Management­ebene ist die Zeit anscheinen­d immer knapp: Nur 44 Prozent empfinden sie als ausreichen­d. Hernstein-Leiterin Michaela Kreitmayer: „Eine ausgeprägt­e Fähigkeit zur Selbstführ­ung und Resilienz kann den entscheide­nden Unterschie­d machen.“Ausgeglich­enheit übertrage sich ja auch auf die Mitarbeite­nden und wirke bekanntlic­h positiv auf das Betriebskl­ima. (kbau)

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Wer so richtig fertig ist, hat zumindest nicht tachiniert, glauben 26 Prozent der Führungskr­äfte. Fast zwei Drittel kennen solche Fälle in der Firma. Ein Drittel hält sich selbst für burnoutgef­ährdet.
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