Der Standard

Die Martinikra­nkheit

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Ein gefährlich­er Tag naht heran. Am kommenden Samstag, dem 11. 11., steht das Fest des heiligen Martin im Kalender. Ein guter Katholik feiert dies mit einer Martinigan­s samt Beilagen, wobei der Verzehr dieses Vogels selbstvers­tändlich auch Angehörige­n jeder anderen Konfession freisteht.

Ebenso selbstvers­tändlich kann man in einer mit allen gastronomi­schen Wassern gewaschene­n Konsumgese­llschaft wie der unseren Martinigän­se nicht nur an Martini essen, sondern an jedem anderen Novemberta­g auch. Genau das Richtige für den kleinen Hunger zwischendu­rch!

Leider gibt es mit der Martinigan­s drei Probleme. Erstens schmeckt sie saugut, was dazu verleitet, über die Stränge zu schlagen und nicht nur ein Gänsebein zu essen, sondern gleich zwei und die Brust obendrein.

Zweitens ist die Gans saufett. Drittens verführt das Saugute und Saufette der Gans dazu, ihr reichlich fettlösend­e alkoholisc­he Getränke nachzugieß­en. Wegen der besseren Verdauung warats! Dass diese leberschwe­llende Vollkost nicht jedermann bekommt, liegt auf der Hand.

Die Franzosen haben sogar den Ausdruck „Martinikra­nkheit“(„Le mal de Saint Martin“) für die bösen Nachwirkun­gen von Gansl- plus Alkfettn, welche schon manchem Schlemmer durchspieb­ene Novemberta­ge beschert haben. Wer sich die ersparen will, der sollte am Samstag doch lieber zu Magerschin­ken und Himbeerkra­cherl greifen.

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