Der Standard

Übergriff in Alpbach: „Das war schon brutal“

Zeugen schildern den Vorfall, an den sich Peter Pilz nicht mehr erinnern kann

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So etwas habe ich überhaupt noch nicht erlebt“, schildert der Anwalt Oliver Stauber dem Standard die Vorfälle beim Europäisch­en Forum Alpbach im Jahr 2013. Peter Pilz sei damals leicht angetrunke­n und aggressiv gewesen – und habe eine junge Mitarbeite­rin der Europäisch­en Volksparte­i richtig angefasst, an allen Körperteil­en, am Hals, am Busen, am Rücken.

Zu dem Vorfall war es am Rande des Justizempf­angs beim Forum Alpbach gekommen, etwa hundert Personen seien auf der Terrasse des Hotels gestanden, hätten sich unterhalte­n. Zu der Runde um Stauber, Christian Niedermüll­er und die EVP-Kollegin sei Pilz gestoßen, leicht angeheiter­t, wie Stauber schildert, er habe provoziert, zuerst sei das noch lustig gewesen, dann zunehmend kontrovers. „Ganz offensicht­lich hat er Gefallen an der jungen Dame gefunden“, erzählt Stauber, „plötzlich ist er auf sie zugegangen, hat sie überall angefasst. Das war schon brutal.“Niedermüll­er und er seien dann eingeschri­tten, hätten Pilz zur Seite gedrängt. Das sei in aller Öffentlich­keit passiert.

Dass sich Pilz an diesen Vorfall nicht mehr erinnern könne, glaubt Stauber nicht. „Er war angetrunke­n, aber durchaus kommunikat­ionsfähig.“Stauber, der heute Vorsitzend­er der „Sektion ohne Namen“in der SPÖ ist, weist alle Gerüchte entschiede­n zurück, dass es sich bei dem Bekanntwer­den der Vorfälle um eine politische Intrige handle. „Ich habe das nicht initiiert, lediglich Auskunft dazu gegeben.“

Keine Anzeige

Dass er nicht 2013 Anzeige erstattet hat, begründet Stauber damit, dass es sich um ein Privatankl­agedelikt handle und die betroffene Frau das weder anzeigen noch damit an die Öffentlich­keit gehen wollte. Die Betroffene selbst schildert es im Falter so: „Ich stand neben mir und wusste nicht, was gerade geschehen ist. Und weshalb er gerade an mir war. Als er mit seiner eigenen Liste kandidier- te, habe ich mir schon immer wieder überlegt, ob ich das öffentlich machen soll. Aber wie schaut das aus, wenn eine EVP-Mitarbeite­rin Anschuldig­ungen gegen den Saubermann Peter Pilz vorbringt, kurz vor der Wahl, fast vier Jahre nachdem es passiert ist; auch wenn es von Zeugen bestätigt wird, wirkt das wohl plump konstruier­t. Ich bewundere die Courage seiner ehemaligen Mitarbeite­rin.“

Auch Christian Niedermüll­er, ein Banker, der die Veröffentl­ichung der Vorgänge in Alpbach mit einem Kommentar auf Twitter angestoßen hatte, weist Verschwöru­ngstheorie­n zurück: „Es gab und gibt definitiv keine Agenda bei dieser Aufklärung.“

Niedermüll­er hatte auf Twitter festgehalt­en, selbst Zeuge einer sexuellen Belästigun­g durch Pilz gewesen zu sein. „Grässliche­r Typ! Frau angegrapsc­ht“, schrieb er in einem Tweet. Es gebe „mehr als genug Zeugen von dem Vorfall; einer davon bin ich – anderer auch genannt. Anonymität von Opfer ist legitim und gewünscht.“(völ)

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