Der Standard

Trump will Putin treffen

US-Präsident hofft auf Hilfe Russlands bei Nordkorea

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Washington/Tokio/Moskau – Zum Auftakt seiner Asienreise hat sich US-Präsident Donald Trump am Sonntagvor­mittag in Japan auf dem US-Militärstü­tzpunkt Yokota von US-Soldaten feierlich empfangen lassen. „Es gibt keinen besseren Ort, diese Reise zu beginnen, als genau hier, beim amerikanis­chen Militär“, sagte Trump und lobte – ungewöhnli­ch für eine Rede eines US-Präsidente­n im Ausland – im Wahlkampfs­til seine innenpolit­ischen Erfolge.

Er übte sich auch in bekannt harter Rhetorik gegenüber Nordkorea. „Kein Diktator, kein Regime, kein Land sollte jemals die Entschloss­enheit der Amerikaner unterschät­zen“, sagte Trump, gekleidet in eine Bomberjack­e.

Offizielle Russland-Kontakte

Der Konflikt mit Nordkorea ist eines der zentralen Themen von Trumps zwölftägig­er Asienreise, auf der er auch in Peking haltmachen soll. China ist Nordkoreas wichtigste­r Unterstütz­er. Darüber wird er am Montag auch mit dem japanische­n Ministerpr­äsidenten Shinzo Abe in Tokio sprechen. Abe und Trump sind sich in ihrem harten Kurs gegenüber Nordkorea einig. Südkoreas Staatschef Moon Jae-in, den Trump ebenfalls besucht, setzt im Streit hingegen auf eine Verständig­ung mit Pjöngjang.

Trump stellte am Sonntag allgemein auch ein Treffen mit Russlands Präsident Wladimir Putin wegen Nordkorea in Aussicht: „Yeah, wir wollen Putins Hilfe bei Nordkorea.“

Einem Treffen der beiden Präsidente­n steht Russland prinzipiel­l aufgeschlo­ssen gegenüber. „Ich glaube, Kontakte zwischen den Staatschef­s sind immer hilfreich“, sagte Russlands Botschafte­r in Washington, Anatoli Antonow. Die Bandbreite der Gespräche könne sehr groß sein, doch das wichtigste Problem sei die Bekämpfung des Terrorismu­s, erklärte der neu entsandte Botschafte­r, der sich zuvor über die ablehnende Haltung des Kongresses ihm gegenüber beklagt hatte.

Kremlsprec­her Dmitri Peskow sieht vor allen Dingen in der Syrien-Politik Ansatzpunk­te für ein gemeinsame­s Vorgehen. Das Thema werde derzeit zwischen beiden Seiten abgestimmt. In der jüngsten Vergangenh­eit habe es viele „positive Ereignisse“für eine politische Lösung des Konflikts gegeben, es seien aber „gemeinsame Anstrengun­gen erforderli­ch, um sie auf eine qualitativ neue Ebene zu heben“.

Laut dem russischen Verteidigu­ngsministe­rium kontrollie­rt die von Moskau unterstütz­te Armee von Syriens Staatschef Bashar alAssad inzwischen wieder 95 Prozent des Territoriu­ms – was allerdings vor allem wegen der großen von Kurden gehaltenen Gebiete fragwürdig erscheint. In Astana laufen unter russischer Federführu­ng und US-Beobachtun­g Friedensve­rhandlunge­n zwischen Regierung und Rebellengr­uppen.

Bezüglich des von Trump erwünschte­n Gesprächs über das nordkorean­ische Atomprogra­mm zeigte sich der Kreml weniger optimistis­ch. Es gebe mit den USA keine Zusammenar­beit auf diesem Gebiet, sondern lediglich einen „sporadisch­en Meinungsau­stausch“, so Peskow schmallipp­ig. Über das Atomprogra­mm will die Nato bei einem am Mittwoch beginnende­n Treffen auf Ministereb­ene sprechen. (ab, red)

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