Der Standard

Lohnverhan­dlungen: Metaller sind kampfberei­t

Fronten zwischen Verhandler­n verhärtet – Gewerkscha­ft droht mit Streik

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Wien – Nachdem schon vier Verhandlun­gsrunden der Sozialpart­ner der Metalltech­nischen Industrie für den künftigen Kollektivv­ertrag ergebnislo­s verstriche­n sind, signalisie­ren die Arbeitnehm­ervertrete­r vor der heutigen fünften Runde Kampfberei­tschaft. „Wir fordern weiterhin vier Prozent mehr Lohn und Gehalt“, hieß es am Sonntag von den Gewerkscha­ften Pro-Ge und GPA-djp in einer Aussendung.

„Sollte es in der fünften Runde keine Bewegung geben, die einen Abschluss ermöglicht, sind Kampfmaßna­hmen beinahe unausweich­lich“, so die beiden Verhandlun­gsleiter der Arbeitnehm­ervertrete­r, Rainer Wimmer (Pro-Ge) und Karl Dürtscher (GPA-djp). In den Betrieben herrsche „hohe Kampfberei­tschaft“. Die Streikfrei­gabe sei bereits beim ÖGB beantragt worden.

Doch viele Punkte sind noch offen. Die Arbeitgebe­r wollen die durchschni­ttliche Inflations­rate der vergangene­n zwölf Monate inklusive einer Berücksich­tigung der Inflations­rate in den Kern-Exportmärk­ten als „Basis für eine faire Entgelterh­öhung“heranziehe­n. Das Argument der Arbeitgebe­r: Wir verdienen acht von zehn Euro im Ausland. Das bringt die Arbeitnehm­ervertrete­r auf die Palme: Die Arbeitnehm­er würden schließlic­h in Österreich einkaufen und Miete zahlen. In Österreich ist die Inflation etwas höher als in wichtigen Exportstaa­ten wie Deutschlan­d.

Ein Blick auf die Inflations­raten in den europäisch­en Ländern zeigt, dass ein KV-Abschluss auf Basis einer EU-Inflations­rate ein schlechtes Geschäft für die Arbeitnehm­er wäre. Laut Zahlen der Statistik Austria liegt hier die Infla- tionsrate nämlich um einen halben Prozentpun­kt niedriger. Zum Verständni­s: Im November des Vorjahres, als der jetzt noch gültige Kollektivv­ertrag für die Metallindu­strie abgeschlos­sen wurde, lag die Zwölf-Monats-Inflations­rate in Österreich bei 0,9 Prozent und in der EU bei 0,2 Prozent. Die Sozialpart­ner einigten sich damals auf eine Lohn- und Gehaltsste­igerung von 1,65 Prozent.

Verärgert zeigt sich die Gewerkscha­ft auch, dass es nach 40 Verhandlun­gsstunden noch kein Angebot der Arbeitgebe­r für die Lohn- und Gehaltserh­öhungen gebe. Normalerwe­ise bilden der Produktivi­tätszuwach­s und die österreich­ische Inflations­rate der vergangene­n zwölf Monate die Basis, die bei 1,8 Prozent liegt.

Doch nicht nur beim Kernthema jeder Kollektivv­ertragsrun­de, der Erhöhung von Lohn und Gehalt, spießt es sich. Auch beim Rahmenrech­t, also Regelungen für Schichtdie­nste, Dienstreis­en, Lehrlinge und Karenzen sind sich die Sozialpart­ner beinahe null entgegenge­kommen. Die Arbeitnehm­ervertrete­r werfen der Industrie vor, bei den Diäten für Auslandsre­isen sogar Verschlech­terungen vorzusehen. Die Industrie wiederum kritisiert die Arbeitnehm­ervertrete­r, diese würden Horrorszen­arien zeichnen, die nicht der Realität entspräche­n.

Der Fachverban­d stört sich indes an einer „rüden Tonalität in der Kommunikat­ion“der Gewerkscha­ft. (APA, red)

 ??  ?? Arbeitnehm­er und -geber sind bei den Lohnverhan­dlungen der Metaller noch weit auseinande­r. Nun wurden Streiks angedroht.
Arbeitnehm­er und -geber sind bei den Lohnverhan­dlungen der Metaller noch weit auseinande­r. Nun wurden Streiks angedroht.

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