Der Standard

Spuren zu Bawag und Meinl

Dienste der Kanzlei Appleby für heimische Prominenz

-

Wien – Die Bermudas waren im Bawag-Prozess rund um die versenkten Milliarden des Investment­bankers Walter Flöttl ein häufig aufgesucht­er Ort. Virtuell zumindest, da der in New York lebende Bawag-Kunde seine Geschäfte auch auf der Karbikinse­l tätigte. Nun tauchen Flöttl und sein Geschäftsf­reund Julius Meinl V. bzw. dessen Meinl Bank in den „Paradise Papers“auf. Und zwar im Konnex mit der internatio­nal tätigen Anwaltskan­zlei Appleby. Laut der internatio­nalen Recherchep­lattform ICIJ, der ORF und Falter angehören, betreut Appleby ein komplexes Firmenkons­trukt für das Haus Meinl (Bank und Familie) auf den Cayman Islands.

Bekannt sind diese wienerisch-karibische­n Geschäftsb­eziehungen schon seit langem. Blick zurück: Flöttl war Stammkunde der damaligen Gewerkscha­ftsbank Bawag und hat die bei ihr aufgenomme­nen Kredite in den Sand gesetzt. Die Bawag-Chefs und Flöttl landeten wegen der „Karibikver­luste“auf der Anklageban­k. Der Schaden betrug 1,5 Mrd. Euro. Flöttl wurde freigespro­chen, wo das Geld gelandet ist, ist unklar.

Auch mit seinem Bekannten Julius Meinl V. bzw. dessen Privatbank tätigte Flöttl Geschäfte, allerdings hat er seine Meinl-BankKredit­e sehr wohl bedient. Spuren der Deals finden sich nun auch in der karibische­n Appleby-Connection wieder.

Schon im Prüfberich­t der Oesterreic­hischen Nationalba­nk von 2008 tauchten diese Verbindung­en auf. Konkret ging es damals um den Ankauf eines Business Jets, den die Geojet (eine MeinlTocht­er mit Sitz auf Bermudas, Flöttl hat den Flieger gemietet) getätigt hatte. Refinanzie­rt wurde der komplexe Deal durch einen Meinl-Bank-Kredit. Letztlich wurde das Geld an die Meinl Bank aber nicht von Flöttl überwiesen, sondern von der Anwaltskan­zlei Abbleby in Bermuda. Die hatte das Geld von einer Cayman-Gesellscha­ft (Finova Capital) erhalten.

Die Bankenprüf­er wollten damals Näheres wissen, Auskunft bekamen sie von Flöttls Anwalt, Christian Hausmaning­er. Es habe sich um eine Umschuldun­g gehandelt. Das Pikante daran: Hausmaning­er ist auch Anwalt von Meinl. Und: Hausmaning­er kommt laut Unterlagen des Falter auch in den „Paradise Papers“vor. Der Wiener Anwalt gründete auf den Bermudas die Fondsgesel­lschaft Alpha Prime, die Millionen bei US-Investor Bernie Madoff versenkt hat. Laut Falter hat Hausmaning­er seit Mai 2008 auch indirekt seine eigene Offshore-Gesellscha­ft, die USW-Real-Estate-Holding; sie wird von der Kanzlei Appleby geführt. (gra, bpf)

 ?? Foto: APA/Schlager ?? Die „Paradise Papers“finden Deals von Julius Meinl V.
Foto: APA/Schlager Die „Paradise Papers“finden Deals von Julius Meinl V.

Newspapers in German

Newspapers from Austria