Der Standard

Monte dei Paschi muss ihre Kunstsamml­ung versilbern

Internatio­nale Kunstsamml­er freuen sich schon: Die EU-Kommission hat der geretteten italienisc­hen Krisenbank Monte dei Paschi aufgetrage­n, ihre Kunstwerke zu verkaufen. Auch andere Institute fürchten nun um ihre Sammlungen.

- Thesy Kness-Bastaroli aus Mailand

Die italienisc­he Krisenbank Monte dei Paschi di Siena (MPS) muss ihre gesamte Kunstsamml­ung versilbern. Das hat die EU-Kommission beschlosse­n, der Erlös aus den Verkäufen wird in die Sanierung des Instituts fließen. Zum Vermögen der Bank zählen unter anderem rund 30.000 Kunstwerke, die in der Sammlung MPS enthalten sind und in der Bilanz mit einem Buchwert von 124 Millionen Euro aufscheine­n.

Die regionale italienisc­he Kommission, die für das Kunstvermö­gen der Toskana zuständig ist, hat sofort reagiert: Der Verkauf der historisch­en Sammlung „Collezione Chigi Saracini“sei an bestimmte Klauseln gebunden und schwer umsetzbar. Vor allem dürfe die Sammlung nicht zerstückel­t werden. Angeblich haben sich bereits internatio­nale Kunstsamml­er, aber auch Finanzinve­storen für die Kunstwerke interessie­rt. Fokus der Sammlung liegt auf den Werken der „Schule aus Siena“aus dem 15. und 16. Jahrhunder­t. Zu den bedeutends­ten Malern, die in der Sammlung vertreten sind, zählen Sano di Pietro, Pietro Lo- renzetti, Francesco Andrea di Bartolo.

Italiens Regierungs­chef Paolo Gentiloni hat bislang keinen Einwand gegen den von der EU verordnete­n Verkauf erhoben. Doch andere Politiker und Kulturmagn­aten haben bereits ihr Kriegsbeil ausgegrabe­n. Sienas Bürgermeis­ter Bruno Valentini etwa warnte ausdrückli­ch vor einer Zerstückel­ung der Sammlung. Und: Andere Krisenbank­en befürchten, dass das Beispiel Schule machen könnte und auch sie ihre Kunstsamml­ungen im Rahmen der Bankensani­erung verkaufen müssen. Bartoli und

Staat zahlt ein und drauf

Der italienisc­he Staat ist vor kurzem gemeinsam mit dem Rettungsfo­nds Atlante mit insgesamt acht Milliarden Euro eingesprun­gen, um Monte dei Paschi vor dem Untergang zu retten. Die staatliche Beteiligun­g am Institut wird letztlich bis zu 70 Prozent betragen. Monte Paschi – die älteste Bank der Welt – war durch Missmanage­ment, einen Derivate-Skandal und einen Berg an faulen Krediten (Non-performing Loans, NPL) in Schieflage geraten.

Die Aktien wurden im vorigen Dezember vorübergeh­end von der Börse genommen, seit gut einer Woche notieren sie nun wieder mit bis zu 4,66 Euro pro Papier. Dieser Preis liegt immer noch unter jenen 6,49 Euro je Aktie, die der italienisc­he Staat bei seinem Einstieg im Sommer auf den Tisch legte bzw. unter den 15 Euro, mit denen die Papiere am 22. Dezember notierten, als sie vom Börsenblat­t gestrichen wurden. Für Versichere­r Generali, der vier Prozent an MPS hält, sind die Verluste noch höher, da er seine MPSAnleihe­n wegen EU-Regularien um 8,65 Euro eintausche­n musste.

Die EU hat der MPS eine Rosskur verschrieb­en. Rund 600 der 2000 Zweigstell­en sollen geschlosse­n, 4000 Beschäftig­te abgebaut werden. Gewinn (1,2 Milliarden Euro) wird erst für 2021 erwartet. Am Dienstag wird die Bank ihre Quartalser­gebnisse präsentier­en, sie dürften wegen Ausglieder­ung und NPL unter der Nulllinie liegen.

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Rund 30.000 Kunstwerke umfasst die berühmte Sammlung von Monte dei Paschi – hier der Hauptsitz der Bank in Siena. Nun muss die älteste Bank der Welt ihre Sammlung Stück für Stück verkaufen.

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