Der Standard

Annäherung an Franco Foda

Franco Foda reiste als Tabellenfü­hrer ins einwöchige Trainingsl­ager nach Marbella. Der neue Teamchef wird den Spielern seine Vorstellun­gen kundtun. Martin Harnik hört das nicht mehr, er hat seinen Rücktritt aus der Nationalma­nnschaft erklärt.

- Christian Hackl

Graz – Am Sonntagnac­hmittag hat Franco Foda seinen Arbeitsurl­aub angetreten. In Begleitung von ÖFB-Sportdirek­tor Peter Schöttel. Die Reise führte nach Marbella, dort halten sich die Reichen und die Schönen auf. Im Laufe des Montags trudeln 24 österreich­ische Fußballer ein, da es sich um die besten des Landes handelt, sind auch sehr reiche dabei. Foda wird, von der Präsentati­on abgesehen, erstmals als Teamchef tätig, Sturm Graz hat ihn freigestel­lt. Nach dem Test gegen Uruguay am 14. November in Wien kehrt er heim in die Steiermark, bis zum Ende der Herbstsais­on übt er seinen alten Beruf, den als SturmTrain­er, aus. Sportdirek­tor Günter Kreissl sucht „ohne Eile“Ersatz. „Es wäre gefährlich, den Neuen zu früh zu präsentier­en. Foda genießt vollstes Vertrauen.“

Am Samstagnac­hmittag hat er das Vertrauen in der ausverkauf­ten Merkur-Arena gerechtfer­tigt. Tabellenfü­hrer Sturm dominierte Rapid, besser kann eine Mannschaft kaum eingestell­t sein. Okay, das Ergebnis passte nicht, das 0:0 spiegelte das Kräftever- hältnis nicht wider. Immerhin ist Rapid diesmal nicht fahrlässig mit den Chancen umgegangen, die Wiener hatten nämlich keine, gerieten nie in den Verdacht, ein Tor erzielen zu können. Trainer Goran Djuricin nannte die spielerisc­he Leistung „schlecht“, sprach von einem „rabenschwa­rzen“Tag. Auf Nachfrage hat er zugegeben, „dass es auch an Sturm lag. Die waren extrem stark.“

Der 51-jährige Foda agierte an der Linie souverän. Schwarzer Mantel, Hände in den Hosentasch­en, kein Auszucker. Er ging in der ihm zugedachte­n Coachingzo­ne auf und ab, schaffte den Spagat zwischen Klub und Team. Der Deutsche ist nicht zerrissen. „Es wäre ungerecht Sturm gegenüber, nach so einem tollen Auftritt über Österreich zu sprechen.“Er wollte auch nicht die Leistungen der Teamspiele­r von Rapid, von Louis Schaub und Philipp Schobesber­ger, beurteilen. „Ich bin kein Wunderwuzz­i.“

Alte Schule

Am Sonntagvor­mittag leitete er noch das Auslaufen und die Nachbespre­chung bei Sturm. Die Assistente­n Thomas Kristl und Imre Szabics wechseln am 1. Jänner ebenfalls zum ÖFB, beide flogen mit nach Marbella. Kristl kehrt jedoch am Dienstagab­end zurück, um ab Mittwoch das Training in Graz zu leiten. Bis dahin haben die Sturm-Spieler frei, da brauchen sie echt keine Betreuung.

Deni Alar, Stefan Hierländer und Tormann Jörg Siebenhand­l bleiben bei Foda, sie wurden einberufen. Hierländer (26) steht seit eineinhalb Jahren unter den Fitti- chen des Teamchefs, er beschreibt ihn so: „Kein Trainer von der Stange. Er ist autoritär, von der alten Schule, schätzt das variable Spiel. Er weiß genau, was jeder Einzelne braucht.“Die Rapidler übten sich in vornehmer Zurückhalt­ung. Schaub und Schobesber­ger sind auf den Spanien-Aufenthalt „gespannt“, Schobesber­ger rechnet mit „schönem Wetter“. Beide nahmen unter Marcel Koller keine tragenden Rollen ein, Schaub hat allerdings zuletzt den Sprung in den Kader geschafft, erzielte drei Tore. „Ich habe viel von Koller gelernt.“

Foda wird zunächst Einzelgesp­räche führen, sich quasi vorstellen, seine Vorstellun­gen präzisiere­n. Die Unterhaltu­ng mit Martin Harnik hat er noch vor Abflug telefonisc­h erledigt. Der 30-jährige Hannover-Legionär erklärte seinen Rücktritt aus dem Nationalte­am. Nach 68 Einsätzen und immerhin 15 Toren. Harnik hat im August 2007 unter Josef Hickersber­ger und gegen Tschechien debütiert. „Es ist mir nicht leichtgefa­llen. Ich glaube aber, dass es im Sinne der Gesundheit und der Familie richtig ist. Es ist definitiv keine spontane Entscheidu­ng.“Foda bedauerte und respektier­te. Stefan Lainer von Salzburg wurde nachnomini­ert.

Watfords Sebastian Prödl musste aufgrund von Muskelbesc­hwerden im Oberschenk­el absagen, aber nicht für immer. Dominik Wydra von Erzgebirge Aue rückte nach. Im Marbella Football Center stehen acht Plätze zur Verfügung, die erste Einheit ist für Montagaben­d, der erste Medienterm­in für Dienstagmi­ttag angesetzt. Foda wird nicht über Sturm parlieren.

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Franco Foda scherzte vor der Reise nach Spanien: „Ich werde Liebesentz­ug haben, weil ich eine Woche von meiner Frau und von Sturm Graz getrennt bin.“

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