Der Standard

Keine Angst vor den Amis

- Gianluca Wallisch

„Deutschlan­d, wach auf!“, schmettert die Kandidatin der rechtsextr­emen Perspektiv­e für Deutschlan­d ihren Sympathisa­nten entgegen und erntet dafür frenetisch­en Jubel. Wie schon im ersten Durchgang der Agentenser­ie Berlin Station orientiert sich auch die Handlung der aktuellen, zweiten Staffel an realen Gegebenhei­ten. Ging es zuerst um einen Whistleblo­wer, der das Berliner Büro der CIA unter Druck setzte, so ist es diesmal ein drohender Terroransc­hlag inmitten des deutschen Wahlkampfe­s.

Wie schon damals gibt Berlin eine sehr coole Kulisse ab für Spionage-Gschichtln, auch 28 Jahre nach dem Fall der Mauer. Und wieder muss Agent Daniel Miller (ein zumeist eher uninspirie­rter, vielleicht aber auch bloß von der Regie zur übertriebe­nen Coolness gezwungene­r Richard Armitage) ausrücken und undercover im Nazimilieu aufräumen. Sie ahnen schon: Wettlauf gegen die Zeit, brennende Sorge der Kollegen, dass Daniel auffliegt und abgemurkst wird usw. usf.

Der Plot wäre ja recht interessan­t, aber die Umsetzung ist dann doch allzu konvention­ell. Kaum eine Szene, in der man sich nicht an John Le Carré und Frederick Forsyth erinnert fühlen würde. Auf Altmeister zu setzen, ist zwar ein bewährtes Rezept; aber mehr auch nicht. Innovative TV-Unterhaltu­ng muss heute weiter gehen. Homeland war so, zumindest in den ersten Staffeln, bevor sich diese Serie totlief – wie die meisten anderen auch.

Und so bleibt das Spannendst­e oft das rasante Intro mit David Bowies Song I’m Afraid of Americans. Die einzelnen Folgen beweisen dann, dass die Serie nicht aus einem Guss ist: Bisher kamen in 14 Folgen acht Drehbuchau­toren und fünf Regisseure zum Einsatz. Zu viele Köche ... pderStanda­rd. at/TV-Tagebuch

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