Fast schon Zukunft: iPhone X im Test
Nach Jahren nur minimaler Änderungen bei seinem Flaggschiff will Apple mit dem iPhone X nun nichts weniger als die Zukunft des Smartphones zeigen. Das ist dem Unternehmen allerdings noch nicht ganz gelungen, wie der Test zeigt.
Wien – Das iPhone X ist das am meisten erwartete Smartphone des Jahres. Neues Design, neue Funktionen, neuer (schwindelerregend hoher) Preis. Viele Änderungen fallen positiv auf, doch nicht alles löst Begeisterungsstürme aus.
Das iPhone X besteht auf der Vorderseite fast nur mehr aus Bildschirm. Der Homebutton – bisher zentrales Steuerungs- und Entsperrungselement – wurde entfernt. Es wird nicht mehr gedrückt, sondern gewischt und mit dem Gesicht entsperrt. Auf der Vorderseite des Geräts befinden sich mehrere Sensoren und Kameras. 30.000 Infrarotpunkte werden auf das Gesicht des Besitzers projiziert und mit einem hinterlegten Foto abgeglichen. Apple nennt dieses Feature Face ID, das im Test ähnlich zuverlässig und schnell wie die Entsperrung mittels Fingerabdrucksensor funktionierte. Mit Schal, Sonnenbrille und Haube gab es keine Probleme – bei geschlossenen Augen und einem beiläufigen Blick auf den Bildschirm wurde jedoch nicht ent- sperrt. Dann muss ein Code eingegeben werden. Die Gesichtsscans werden lokal und verschlüsselt gespeichert.
Wischen statt drücken
Neu ist durch den Wegfall des Homebuttons die Bedienung des Geräts. Man muss sich an neue Wischgesten gewöhnen. Das fiel im Test recht leicht, und die Navigation fühlte sich sogar flinker an. Nur teilweise ist die Bedienung mit einer Hand etwas umständlich. Insgesamt liegt das iPhone X mit einer Bildschirmdiagonale von 5,8 Zoll und einem Gewicht von 174 Gramm jedoch sehr gut in der Hand. Mit einer Abmessung von 143,6 x 70,9 x 7,7 mm hat man das Gefühl, dass Apple den „Sweetspot“getroffen hat. Aufgrund der gläsernen Rückseite und des Edelstahlrahmens rutscht es jedoch – wie auch bisherige Apple-Modelle – leicht aus der Hand. Eine Hülle ist obligat.
Beim Bildschirm setzt Apple erstmals auf Oled statt auf LCD. Das bringt lebendigere Farben und intensivere Schwarztöne. Insgesamt wirken die Farben auf dem iPhone sehr natürlich. Zudem wird beim iPhone X mit einer Auflösung von 2436 x 1125 Pixel erstmals die Grenze von Full HD durchbrochen. In puncto DisplaySchärfe gab es bei iPhones noch nie etwas zu bemängeln. Und auch beim iPhone X kann der Bildschirm absolut überzeugen.
Im Grunde war es das auch schon mit den größeren Unterschieden gegenüber dem ebenfalls neuen und wesentlich billigeren iPhone 8. Das iPhone X weist ebenso Apples äußerst potenten A11-Chip auf, der die Konkurrenz bisher hinter sich ließ. Auf der Rückseite setzt man auf ein ZwölfMegapixel-Dual-Kamera-System mit einem Tele- und Weitwinkelobjektiv, das auch beim iPhone 8 Plus verbaut ist und sehr gute Bilder liefert. Neu ist, dass beide Linsen nun einen optischen Bildstabilisator aufweisen. Beim Gehäuseschutz erreicht man auch die IP67-Klasse, kurzes Untertauchen unter Wasser sollte das Gerät überstehen. Einen Klinkenstecker für Kopfhörer gibt es nicht. Das mitgelieferte Paar wird über den Lightning-Anschluss angesteckt.
Beim Betriebssystem gibt es bis auf die sogenannten Animojis – Emojis, die mittels Gesichtsscanner animiert werden – und einen Porträtmodus bei der SelfieKamera keine neuen Funktionen. Es ist abzuwarten, was Apples Fokus auf künstliche Intelligenz und Augmented Reality in Zukunft noch bringt. Der Wow-Effekt bei Animojis, der Sprachassistentin Siri und aktuellen AugmentedReality-Lösungen blieb bisher aus. Negativ fällt auf, dass viele Apps noch nicht für das iPhone X optimiert sind. Für die Akkulaufzeit gibt es nur ein „Zufriedenstellend“– einen Tag mit regelmäßiger Nutzung durchsteht das Smartphone. Mit Quick Charging wird das Gerät in 30 Minuten auf 50 Prozent aufgeladen – allerdings muss man hierfür eigenes Zubehör kaufen.
Fazit
Für das iPhone X spricht vieles: Face ID überzeugt, Bildschirm und Performance gefallen, und auch die Kamera liefert sehr gute Bilder. Ob das Gerät jedoch den hohen Preis von 1149 Euro wert ist, muss jeder für sich selbst entscheiden. Modell X ist Apples bestes iPhone – die Zukunft der Smartphones zu sein kann es aber noch nicht für sich beanspruchen. Das Testgerät wurde der Redaktion von A1 für einen begrenzten Testzeitraum zur Verfügung gestellt.