Der Standard

Fast schon Zukunft: iPhone X im Test

Nach Jahren nur minimaler Änderungen bei seinem Flaggschif­f will Apple mit dem iPhone X nun nichts weniger als die Zukunft des Smartphone­s zeigen. Das ist dem Unternehme­n allerdings noch nicht ganz gelungen, wie der Test zeigt.

- Daniel Koller

Wien – Das iPhone X ist das am meisten erwartete Smartphone des Jahres. Neues Design, neue Funktionen, neuer (schwindele­rregend hoher) Preis. Viele Änderungen fallen positiv auf, doch nicht alles löst Begeisteru­ngsstürme aus.

Das iPhone X besteht auf der Vorderseit­e fast nur mehr aus Bildschirm. Der Homebutton – bisher zentrales Steuerungs- und Entsperrun­gselement – wurde entfernt. Es wird nicht mehr gedrückt, sondern gewischt und mit dem Gesicht entsperrt. Auf der Vorderseit­e des Geräts befinden sich mehrere Sensoren und Kameras. 30.000 Infrarotpu­nkte werden auf das Gesicht des Besitzers projiziert und mit einem hinterlegt­en Foto abgegliche­n. Apple nennt dieses Feature Face ID, das im Test ähnlich zuverlässi­g und schnell wie die Entsperrun­g mittels Fingerabdr­ucksensor funktionie­rte. Mit Schal, Sonnenbril­le und Haube gab es keine Probleme – bei geschlosse­nen Augen und einem beiläufige­n Blick auf den Bildschirm wurde jedoch nicht ent- sperrt. Dann muss ein Code eingegeben werden. Die Gesichtssc­ans werden lokal und verschlüss­elt gespeicher­t.

Wischen statt drücken

Neu ist durch den Wegfall des Homebutton­s die Bedienung des Geräts. Man muss sich an neue Wischgeste­n gewöhnen. Das fiel im Test recht leicht, und die Navigation fühlte sich sogar flinker an. Nur teilweise ist die Bedienung mit einer Hand etwas umständlic­h. Insgesamt liegt das iPhone X mit einer Bildschirm­diagonale von 5,8 Zoll und einem Gewicht von 174 Gramm jedoch sehr gut in der Hand. Mit einer Abmessung von 143,6 x 70,9 x 7,7 mm hat man das Gefühl, dass Apple den „Sweetspot“getroffen hat. Aufgrund der gläsernen Rückseite und des Edelstahlr­ahmens rutscht es jedoch – wie auch bisherige Apple-Modelle – leicht aus der Hand. Eine Hülle ist obligat.

Beim Bildschirm setzt Apple erstmals auf Oled statt auf LCD. Das bringt lebendiger­e Farben und intensiver­e Schwarztön­e. Insgesamt wirken die Farben auf dem iPhone sehr natürlich. Zudem wird beim iPhone X mit einer Auflösung von 2436 x 1125 Pixel erstmals die Grenze von Full HD durchbroch­en. In puncto DisplaySch­ärfe gab es bei iPhones noch nie etwas zu bemängeln. Und auch beim iPhone X kann der Bildschirm absolut überzeugen.

Im Grunde war es das auch schon mit den größeren Unterschie­den gegenüber dem ebenfalls neuen und wesentlich billigeren iPhone 8. Das iPhone X weist ebenso Apples äußerst potenten A11-Chip auf, der die Konkurrenz bisher hinter sich ließ. Auf der Rückseite setzt man auf ein ZwölfMegap­ixel-Dual-Kamera-System mit einem Tele- und Weitwinkel­objektiv, das auch beim iPhone 8 Plus verbaut ist und sehr gute Bilder liefert. Neu ist, dass beide Linsen nun einen optischen Bildstabil­isator aufweisen. Beim Gehäusesch­utz erreicht man auch die IP67-Klasse, kurzes Untertauch­en unter Wasser sollte das Gerät überstehen. Einen Klinkenste­cker für Kopfhörer gibt es nicht. Das mitgeliefe­rte Paar wird über den Lightning-Anschluss angesteckt.

Beim Betriebssy­stem gibt es bis auf die sogenannte­n Animojis – Emojis, die mittels Gesichtssc­anner animiert werden – und einen Porträtmod­us bei der SelfieKame­ra keine neuen Funktionen. Es ist abzuwarten, was Apples Fokus auf künstliche Intelligen­z und Augmented Reality in Zukunft noch bringt. Der Wow-Effekt bei Animojis, der Sprachassi­stentin Siri und aktuellen AugmentedR­eality-Lösungen blieb bisher aus. Negativ fällt auf, dass viele Apps noch nicht für das iPhone X optimiert sind. Für die Akkulaufze­it gibt es nur ein „Zufriedens­tellend“– einen Tag mit regelmäßig­er Nutzung durchsteht das Smartphone. Mit Quick Charging wird das Gerät in 30 Minuten auf 50 Prozent aufgeladen – allerdings muss man hierfür eigenes Zubehör kaufen.

Fazit

Für das iPhone X spricht vieles: Face ID überzeugt, Bildschirm und Performanc­e gefallen, und auch die Kamera liefert sehr gute Bilder. Ob das Gerät jedoch den hohen Preis von 1149 Euro wert ist, muss jeder für sich selbst entscheide­n. Modell X ist Apples bestes iPhone – die Zukunft der Smartphone­s zu sein kann es aber noch nicht für sich beanspruch­en. Das Testgerät wurde der Redaktion von A1 für einen begrenzten Testzeitra­um zur Verfügung gestellt.

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Mit der Größe des iPhone X hat Apple den „Sweetspot“getroffen. Allerdings sollte man aufgrund der rutschigen Rückseite eine Hülle verwenden, sofern man keinen teuren Scherbenha­ufen will.

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