Der Aufdecker geht in die Offensive – und nährt Spekulationen über Mitwisser der Übergriffe
Vertraulichkeit sei oberstes Prinzip in allen Fällen
Wien – Angesichts der Vorwürfe wegen sexueller Belästigung ging Listengründer Peter Pilz am Montag in die Offensive – und schilderte bei einem Hintergrundgespräch ausführlich den Fall rund um eine Mitarbeiterin im grünen Klub aus seiner Perspektive. Dazu nährte der Ex-Grüne, der weiterhin alle Vorwürfe zurückweist, Spekulationen in seiner Causa.
So sei „die Person“, die bei der Gleichbehandlungsanwaltschaft für seinen Fall zuständig war, bei der Nationalratswahl für die Neos angetreten. Die Leiterin der Gleichbehandlungsanwaltschaft, Ingrid Nikolay-Leitner, schließt ein Leck in der Institution „absolut aus“. Die Vorwürfe gegen die Mitarbeiterin seien „ungeheuerlich“, deren Neos-Kandidatur sei „Privatsache“.
Was den mutmaßlichen Übergriff auf eine Mitarbeiterin der Europäischen Volkspartei beim Forum Alpbach betrifft, wies Pilz die Anschuldigungen am Montag doch zurück: „Ich bin mir persönlich sicher, weil ich mich an so etwas erinnern würde.“Bei seinem Mandatsverzicht bleibt es, nachdem Pilz mit Aussagen kurz für Verwirrung gesorgt hat. (red)
Wien – Unabhängig vom konkreten Streitfall rund um Peter Pilz und eine ehemalige Mitarbeiterin im grünen Parlamentsklub, die sich Ende 2015 an die Gleichbehandlungsanwaltschaft gewandt hatte, wies die Leiterin der Stelle am Montag im STANDARD- Gespräch alle indirekten Vorwürfe gegen die mit dem Fall befasste Gleichbehandlungsanwältin strikt zurück: „Die Vorwürfe sind ungeheuerlich und entbehren jeder Grundlage. Ich kann absolut ausschließen, dass aus der Gleichbehandlungsanwaltschaft irgendwelche Informationen nach außen gegangen sind. Vertraulichkeit ist das oberste Prinzip unserer gesamten Arbeit – aus rechtlichen Gründen und zum Schutz der Betroffenen.“
Welche Gleichbehandlungsanwältin mit einem Fall betraut werde, richte sich nach einem internen Fallrad, es sei „reiner Zufall“, dass diese Causa bei Cornelia Amon-Konrath gelandet sei. Dass Amon-Konrath im Jahr 2017 bei der Nationalratswahl für die Neos im Burgenland Spitzenkandidatin war und auf der Bundesliste auf Platz 21 stand, sei „ihre Privatsache. Unsere Mitarbeiterinnen wissen gut zu unterscheiden zwischen Beruf und privatem politischem Engagement.“
Auch Alfred Noll, Pilz’ Anwalt und selbst als Abgeordneter der Liste Pilz in den Nationalrat gewählt, hatte am Sonntagabend in der ORF-Sendung Im Zentrum gemeint, er könne sich „nicht vorstellen“, dass aus der Gleichbehandlungsanwaltschaft Infos hinausgesickert seien. Auf STANDARD- Nachfrage am Montag sagte Noll: „Ich kann mir beim gegenwärtigen Stand der Recherche zwar vieles theoretisch vorstellen, aber derzeit habe ich keine konkreten Verdachtsgründe, dass Amon-Konrath hier etwas Strafrechtswidriges gemacht hätte. Es ist ein Puzzlespiel: Das Bild ist erst im Entstehen, wer weiß, was sich noch auftut.“