Der Standard

Paradise Papers: Ermittlung­en sollen Aufklärung bringen

Senator kritisiert Untersuchu­ng als zu emotional

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Washington/Berlin – Nach der Enthüllung zahlreiche­r Briefkaste­nfirmen in Steueroase­n im Rahmen der Paradise Papers sollen die Behörden aktiv werden. Entspreche­nde Äußerungen kamen am Montag von mehreren Regierunge­n, beispielsw­eise in Deutschlan­d und Australien. In den USA gerät Handelsmin­ister Wilbur Ross wegen Geschäften mit einer russischen Firma unter Druck. Die Demokraten fordern eine Untersuchu­ng. (red)

Das Paradies ist für die Russen weit weg. Zumindest fiel das Echo auf die Veröffentl­ichung der sogenannte­n Paradise Papers weit geringer aus als andernorts. Beim wichtigste­n Nachrichte­nsender WGTRK lief die Meldung praktisch unter „ferner liefen“, auch bei RT fokussiert­e sich die Berichters­tattung größtentei­ls auf das Ausland.

Immerhin: Der Leiter des Außenaussc­husses im Föderation­srat, Konstantin Kossatscho­w, kritisiert­e die Enthüllung­en scharf. Der Senator sah in den Papieren offenbar eine weitere gegen Moskau gerichtete Informatio­nskampagne und erinnerte daran, dass die journalist­ischen Recherchen von einer Soros-Stiftung mitfinanzi­erung würden. „Ein wunderbare­r, wahnsinnig­er Text. Die VTB ist nicht eine Kremlfirma, sondern eine der größten Banken mit staatliche­m Anteil; spüren Sie den Unterschie­d!“, spottete er. Seinen Angaben nach ist der beschriebe­ne Deal – es geht um die Finanzieru­ng des Kaufs von Facebook- und Twitter-Aktien für den Investment­fonds DST – ein völlig normales Geschäft. Dieses werde durch die Überbetonu­ng von „Emotionen und schwammige Formulieru­ngen fast als Verschwöru­ng gegen die Grundlagen der westlichen Demokratie dargestell­t“, klagte er. Dass der Kreml Interesse an amerikanis­chen Medien habe, sei keineswegs ein Verbrechen, fügte er hinzu.

Auch DST-Eigner Juri Millner sieht das Geschäft falsch beleuchtet. Die VTB sei nur einer von vielen passiven Investoren des Fonds. Sie habe keinen Einfluss darauf, welche Aktien DST mit den zur Verfügung gestellten 191 Millionen Dollar kaufe, schrieb der Milliardär in einer Stellungna­hme.

Panama bekam nicht gut

Erstaunen demonstrie­rte auch ein weiterer in den Fokus geratener Konzern: Der als kremlnah geltende Chemieries­e Sibur – einer der Eigner, Kirill Schamalow, ist russischen Medienanga­ben nach der Schwiegers­ohn Wladimir Putins – nannte die Publikatio­nen zu Geschäftsv­erbindunge­n mit US-Handelsmin­ister Wilbur Ross „politisch voreingeno­mmen“.

Schon das Auftauchen der Panama Papers hatte in Moskau zu schwerer Verärgerun­g geführt, nachdem dort Offshore-Firmen eines Jugendfreu­nds von Putin, des Cellisten Sergej Roldugin, ausgeleuch­tet wurden. Die Nachrichte­nagentur RBK, die als russisches Medium an den Recherchen beteiligt war, wechselte daraufhin den Besitzer und die Chefredakt­ion. (ab)

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