Der Standard

Die brisanten Moskau-Deals von Trump-Minister Ross

Die Paradise Papers bringen US-Handelsmin­ister Wilbur Ross in Bedrängnis, vor allem wegen der laufenden RusslandEr­mittlungen. Die Demokraten fordern eine Untersuchu­ng.

- Noura Maan

Seit Monaten laufen bereits US-Sonderermi­ttlungen, die sich mit mutmaßlich­en Verbindung­en zwischen dem Wahlkampft­eam von Donald Trump und Russland beschäftig­en. Erst vor kurzem mündeten diese erstmals in konkreten Anklagen. Nun machen die Enthüllung­en rund um die Paradise Papers mögliche neue und brisante Verbindung­en nach Moskau deutlich.

So soll US-Handelsmin­ister Wilbur Ross als Privatmann von Geschäften mit einer Firma profitiert haben, die dem Schwiegers­ohn des russischen Präsidente­n Wladimir Putin und kremlnahen Geschäftsl­euten gehört. Mehrere demokratis­che Senatoren fordern deshalb nun eine Untersuchu­ng der geschäftli­chen Verbindung­en von Ross. „Die Amerikaner haben Antworten verdient“, sagte der Demokrat Richard Blumenthal. Das Kabinett habe einen „gravierend­en Fehler“begangen, indem es die Verbindung­en zu Russland nicht offengeleg­t habe.

Beziehunge­n zu Putin-Familie

Konkret geht es um eine Beteiligun­g an der Reederei Navigator Holdings, die Schiffe zum Transport von Flüssiggas vermietet – unter anderem an den russischen Konzern Sibur. Dieser gehört Putins Schwiegers­ohn Kirill Schamalow, dem russischen Milliardär Leonid Michelson und dem unter US-Sanktionen stehenden Milliardär Gennadi Timtschenk­o. Navigator soll seit 2014 mit Sibur Geschäfte im Wert von mehr als 68 Millionen Dollar (rund 58 Millionen Euro) abgewickel­t haben.

Diese Verbindung­en geben den Gegnern Trumps, die schon bisher jede Verbindung zu Moskau genau untersuche­n lassen wollten, Auftrieb – auch wenn die Enthüllung­en noch keine konkreten Neuigkeite­n zu Kontakten der Trump-Wahlkampag­ne zum Kreml liefern. Neue Nachforsch­ungen sind aber wahrschein­lich: Ross, der als „Spezialist für Konkursfäl­le“für die Neustruktu­rierung bankrotter Unternehme­n bekannt wurde, soll über eine Kette von Briefkaste­nfirmen noch immer an Navigator beteiligt sein. Fonds von ihm hielten laut USBörsenau­fsicht knapp ein Drittel der Anteile. Unklar ist, wie groß der persönlich­e Anteil des Ministers an diesen Fonds ist, in die auch andere investiert haben. Die Sache sieht für Ross allemal ungünstig aus, denn als Handelsmin­ister legt er etwa den rechtliche­n Rahmen für den Seeverkehr des Landes fest – wovon er über seine Anteile selbst profitiere­n könnte.

Ross bestätigte, von 2012 bis 2014 dem Aufsichtsr­at der Reederei Navigator angehört zu haben. Die Entscheidu­ng, mehrere Schiffe an Sibur zu vermieten, sei allerdings vor dieser Zeit gefallen. Ross habe nichts mit Navigators Entscheidu­ng für die Sibur-Geschäfte zu tun gehabt. Die genannten Anteilseig­ner habe er nie getroffen, und er habe bisher auch nichts von ihren Beziehunge­n gewusst.

Für seine hohen Standards zur Vermeidung von Interessen­konflikten war er vor Amtsantrit­t – auch von Demokraten – noch gelobt worden. Er gab die Mehrheit seiner Ämter in Firmen und Beteiligun­gen auf und trennte sich von Investitio­nen in Höhe von hunderten Millionen Dollar. Aus jenen Entscheidu­ngen, bei denen ein Interessen­konflikt drohe, würde er sich heraushalt­en, versichert­e Ross bei seiner Senatsanhö­rung.

Eigentümer unter Sanktionen

An seinen Anteilen von Navigator Holdings hielt er aber fest. Er legte sie auch im Jänner offen, erwähnte dabei allerdings die Geschäfte mit Sibur nicht. Gegen die Firma gebe es keine Sanktionen, sagt er nun. Allerdings: SiburEigen­tümer Gennadi Timtschenk­o ist sehr wohl von den US-Maßnahmen betroffen. Und Novatek, eine Firma des Sibur-Eigentümer­s Leonid Michelson, ebenfalls.

Da in den Paradise Papers insgesamt ein Dutzend Berater und Großspende­r von Trump auftauchen, fordern Vertreter von US-Finanzaufs­ichtsbehör­den nun auch, die geplante Steuerrefo­rm auszusetze­n. Zumindest bis alle Dokumente gesichtet worden seien und geklärt ist, ob sie Maßnahmen gegen Offshore-Steuerhint­erziehung enthalten.

Er sei nicht nach Brüssel gekommen, um sich der Justiz in Spanien zu entziehen oder in Belgien um Asyl anzusuchen. Es gehe ihm nur darum, den Wunsch nach Unabhängig­keit seiner Heimatprov­inz Katalonien auf die europäisch­e Ebene zu bringen. So hat Carles Puigdemont vor gut einer Woche seine auch für manche seiner Mitstreite­r überrasche­nde Flucht ins Ausland begründet.

Das klang gut, fast sympathisc­h. Eine von einer Zentralreg­ierung vermeintli­ch unterdrück­te EU-Region wendet sich an das gemeinsame Europa, um auf ihre Not aufmerksam zu machen. Inzwischen sieht die Sache doch ein wenig anders aus. Die Regierung in Madrid hat nicht nur die Regionalre­gierung abgesetzt, Ex-Minister sind in U-Haft oder werden mit einem europäisch­en Haftbefehl gesucht, voran Ex-Präsident Puigdemont. Wegen der sehr engen Justizzusa­mmenarbeit der EU-Staaten konnte man sich beim Scheitern der Unabhängig­keitserklä­rung ausrechnen, dass nationale Haftbefehl­e von EU-Partnern umgesetzt werden. Belgien ist allerdings ein Land, das besonders genau prüft.

Puigdemont konnte sich also eine Atempause verschaffe­n. Der Chefsepara­tist sollte aber nicht so tun, als ob er vorbildlic­h europäisch handelte. Spanien unterliegt mit seiner Verfassung vollinhalt­lich den EU-Rechtsstan­dards, samt Grundrecht­scharta und Akzeptanz der europäisch­en Gerichtshö­fe in Luxemburg und Straßburg als Letztinsta­nz. Puigdemont sollte sich der Justiz in seiner Heimat stellen.

 ??  ?? Wilbur Ross warb im US-Wahlkampf mit Donald Trumps Vorhaben, Amerika wieder „great“zu machen. Nun steht er im Verdacht, sich selbst über Geschäfte mit Moskau bereichert zu haben.
Wilbur Ross warb im US-Wahlkampf mit Donald Trumps Vorhaben, Amerika wieder „great“zu machen. Nun steht er im Verdacht, sich selbst über Geschäfte mit Moskau bereichert zu haben.
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