Der Standard

Justiz nimmt sich Aruba- Gesellscha­ften Flöttls vor

Staatsanwa­lt wird Unterlagen zu liquidiert­en Briefkäste­n prüfen – Ermittlung­en zu Meinl Bank Antigua

- Renate Graber

Sieben am 11. Juni 1999 liquidiert­e Gesellscha­ften Wolfgang Flöttls auf der karibische­n Insel Aruba lassen die Causa Bawag noch einmal aufleben. Die Briefkäste­n namens Autumn, Tigris und Virgin Investment­s, Rhinestone, Celtic und Celeste Corporatio­n sowie Lafayette Enterprise­s kommen in den Paradise Papers vor – die Staatsanwa­ltschaft werde prüfen, ob sich aus den Unterlagen Ansatzpunk­te für Ermittlung­en ergeben, erklärte Strafsekti­onschef Christian Pilnacek am Montag auf Anfrage.

Zur Erinnerung: Investor Wolfgang Flöttl hatte ab 1998 rund eine von der Bawag kreditiert­e Milliarde Euro in der Karibik versenkt, das Geld ist nie mehr aufgetauch­t. Flöttl wurde im zweiten Prozessdur­chgang 2012 freigespro­chen. Die Aruba-Firmen sind in der Causa Bawag nie aufgetauch­t. Laut Flöttl wurden sie vor fast 30 Jahren gegründet und vor fast 20 Jahren liquidiert, mit den „Karibikges­chäften“hätten sie nichts zu tun gehabt. Nun wird die Staatsanwa­ltschaft etwaige Zusammenhä­nge oder Geldflüsse prüfen.

Für Ex-Bawag-Chef Helmut Elsner, der zu zehn Jahren verurteilt worden war, ist das Auftauchen von Autumn und Co ein weiteres Indiz für seine Behauptung, dass Flöttl die Bank betrogen bzw. Geld gestohlen habe – was Flöttl zurückweis­t. Elsner hat einen Antrag auf Wiederaufn­ahme des Verfahrens gestellt, die Erstrichte­rin lehnte ihn ab, nun muss das Oberlandes­gericht (OLG) Wien entscheide­n. Elsners Chancen stehen angeblich schlecht, neue ArubaErken­ntnisse würden an seiner Untreuever­urteilung nichts än- dern, weil da der Verbleib des Geldes quasi keine Rolle spielt.

Auch Flöttls Exgeschäft­spartner, Julius Meinl V., und seine Privatbank sind durch die ParadiseUn­terlagen wieder ins Rampenlich­t gerückt. Die Staatsanwa­ltschaft (StA) Wien ermittelt immer noch in dem Anlegerska­ndal rund um Meinl European Land (MEL); es geht um Betrugsver­dacht.

Odebrecht-Connection

Im elften Ermittlung­sjahr ist das Gericht dabei, die bei einer Hausdurchs­uchung gefundenen und versiegelt­en Unterlagen zu sichten. Das zweite Verfahren, und damit wäre man wieder in der Karibik, dreht sich um eine Sachdivide­nde von rund 250 Millionen Euro, die über die karibische Offshore-Gesellscha­ft Oryx abgewickel­t wurde. Die StA Wien prüft den Verdacht auf Untreue, derzeit ist das OLG Wien mit einem Einstellun­gsantrag in der komplexen Causa beschäftig­t.

Mit karibische­n Connection­s rund um die Meinl Bank ist auch die Wirtschaft­s- und Korruption­sstaatsanw­altschaft (WKStA) beschäftig­t. Sie prüft den Verdacht auf Geldwäsche u. a. bei Geschäften zwischen Meinl Bank Antigua und dem brasiliani­schen Mischkonze­rn Odebrecht, der in einen Korruption­sskandal verwickelt ist. Die Meinl Bank Antigua wurde zwar verkauft, bei einer Hausdurchs­uchung sollen aber Verträge gefunden worden sein, wonach die Meinl Bank noch länger Mitsprache­rechte dort hatte. Die WKStA bestätigt Ermittlung­en, Anwälte der Bank geben keinen Kommentar dazu ab. Die Meinl Bank weist die Vorwürfe von jeher zurück, in allen genannten Causen gilt die Unschuldsv­ermutung.

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