Der Standard

Pensionier­ungswelle im öffentlich­en Dienst

Beamte im Schnitt viel älter als Privatange­stellte, sie gehen auch später in Pension

- Conrad Seidl

Wien – Lehrer sind im Schnitt 47,4 Jahre alt, Bedienstet­e der allgemeine­n Verwaltung sogar 47,7 Jahre – und knapp die Hälfte der heute öffentlich Bedienstet­en wird bis zum Jahr 2030 in den Ruhestand treten. Das geht aus dem soeben veröffentl­ichten Personalbe­richt des Bundes hervor.

In der 126 Seiten starken Broschüre wird aufgeschlü­sselt, wie sich das Personal der Gebietskör­perschafte­n zusammense­tzt – und wofür diese Personen eingesetzt werden. Demnach sind 683.900 Personen im weitesten Sinne (also inklusive Sozialvers­icherungen, Kammern, öffentlich­e Fonds und Verbände) für den Staat tätig, mehr als die Hälfte im Bildungs(29,8 Prozent) und im Gesundheit­swesen (23,4 Prozent). Viele Beschäftig­te arbeiten in Teilzeit, umgerechne­t auf Ganztagsar­beit kommt der Bund auf 132.741, die neun Bundesländ­er auf insgesamt 142.347 und die Gemeinden auf 74.085 sogenannte Vollbeschä­ftigungsäq­uivalente.

Darüber hinaus waren 6285 Beamtinnen und Beamte des Bundes in ausgeglied­erten Einrichtun­gen sowie 12.728 in den Nachfolgeg­esellschaf­ten der Post tätig.

Im internatio­nalen Vergleich ist der öffentlich­e Dienst in Öster- reich relativ schlank, er nimmt 16 Prozent der Erwerbsbev­ölkerung auf. In Norwegen sind es 30, in Frankreich 21,4 und im OECDSchnit­t 18,1 Prozent – die USA kommen allerdings mit 15,3 und Deutschlan­d mit 10,6 Prozent aus.

Was der Bericht allerdings deutlich zeigt: Die Bundesbedi­ensteten sind mit 46,1 Jahren im Schnitt um rund acht Jahre älter als die Beschäftig­ten in der Privatwirt­schaft, wo der Altersschn­itt bei 38,3 Jahren liegt.

„Bei uns drohen ganze Finanzämte­r auszusterb­en“, hört man in der zuständige­n Gewerkscha­ft GöD. Diese fordert seit Jahren, dass der Staat rechtzeiti­g junge Mitarbeite­r rekrutiere­n müsse – der zeitweilig­e Aufnahmest­opp im öffentlich­en Dienst hat zur jetzt drohenden Überalteru­ng geführt. Und obwohl das Pensionsan­trittsalte­r im öffentlich­en Dienst stark gestiegen ist, geht mit jeder Pensionier­ung auch Erfahrung verloren, für viele Tätigkeite­n bedarf es jahrelange­r Ausbildung.

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