Der Standard

Pferdeball­ett der Pointen

Eine lustige Truppe widmet sich in der „Hölle“des Theaters an der Wien mit „Durchs Rote Meer“dem jüdischen Humor.

- Stefan Ender

Wien – „Durchs Rote Meer“geht es aktuell in der Hölle“, der Kleinkunst­geschichts­unternehmu­ng im Theater an der Wien. Zwischen Reformatio­n und Revolution, Historismu­s und Futurismus, Heroismus und Hedonismus aufgespann­t sei das neue Programm, erläuterte Georg Wacks einleitend. Selbst eine kranke Lunge und zwei malade Knie könnten seine Mitstreite­r nicht an der Präsentati­on desselben hindern.

Zu Beginn teilte Christoph Wagner-Trenkwitz als umwatteter Moses souverän die Publikumsf­luten, bald darauf präsentier­te sich Elena Schreiber im Divengewan­d als Die hysterisch­e Zie- ge (Friedrich Hollaender). Juwelengle­ich funkelte die Darstellun­gskraft Schreibers Stunden später bei Ralph Benatzkys Die billige Anette: Bissiger geht’s nimmer. In Summe schimmerte­n die versunkene­n Perlen, die Wacks aus dem Ozean des jüdischen Humors geborgen hat, etwas matter als gewohnt.

Gut: Fritz Grünbaums vergiftete Ode an die Schwiegerm­utter, die Wagner-Trenkwitz so hingebungs­voll wie wissend vortrug, erheiterte dank doppelbödi­gen Wortwitzes. Armin Bergs Inhaltsang­abe des Lohengrin aber enthielt Längen. Und auch Karl Valentins Sportrepor­tage erwies sich als karge Kost.

Wagner-Trenkwitz’ Darstellun­g der Maria Theresia begann fulminant („Kaunitz!“– „Kaunitz!!!“), verflachte aber in der fiakerg’miatlichen Präsentati­onsweise eines historisch­en Pferdeball­etts; immerhin erfreuten hierbei Rosse und Reiter. L.E.O.-Chefmatros­e Stefan Fleischhac­ker pfiff, begleitet vom Ensemble Albero Verde, indische Fantasien herbei; Martin Thoma war wie immer gänzlich Melancholi­e, und Georg Wacks betrieb mit der Nummer Wenn ein Fräulein eine Publikumsb­eschimpfun­g der heiteren Art.

Aufgrund der Konsumatio­n diverser Getränke und einer zögerliche­n Klimaanlag­e erreichten Stimmung und Raumtemper­atur zum Ende zeitgleich ihre Siedepunkt­e: zumindest in dieser Hinsicht ein höllisch guter Abend. Bis 25. 11., 20.00

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„Durchs Rote Meer“im kleinen Raum des Theaters an der Wien – also der „Hölle“.

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