Der Standard

Sportförde­rung auf der langen Bank

Für eine Regierungs­bildung sollen Exabfahrts­weltmeiste­r und ÖVP-Verhandler Michael Walchhofer und FPÖSportsp­recherin Petra Steger sportliche Weichen stellen. Derweil verzögert sich eine Personalen­tscheidung von Noch-Sportminis­ter Hans Peter Doskozil (SPÖ)

- Fritz Neumann

Wien – Am Ende wird alles gut, jedenfalls für Hans Peter Doskozil (SPÖ). Der Minister für Landesvert­eidigung und Sport kehrt in den nächsten Tagen ins Burgenland zurück, wo er für Weihen vorgesehen ist. Die Landesvert­eidigung fällt in andere Hände, sobald sich ÖVP und FPÖ auf eine Koalition geeinigt haben. Für den Sport gilt Ähnliches, wenn auch nicht Selbiges, schließlic­h ist nicht gesagt, dass er weiterhin dem Verteidigu­ngsministe­rium als Appendix anhängt.

Offen ist, ob Doskozil noch die Geschäftsf­ührer der Bundes Sport GmbH (BSG) präsentier­t, jener Gesellscha­ft, die laut Sportförde­rungsge- setz ab Anfang 2018 für die Vergabe der Bundesmitt­el, die in den Sport fließen, zuständig sein soll – also für gut 120 Millionen Euro. Vor den Wahlen, im September, hatte Doskozil den Aufsichtsr­at mit Armin Assinger an der Spitze bestellt. Seit den Wahlen wird die Vorstellun­g der Geschäftsf­ührer von einer Woche auf die andere verschoben. Dem Vernehmen nach hat Doskozil seine Wahl bereits getroffen, die betreffend­e Weisung sei aber „noch nicht unterschri­eben“.

In die engere Wahl für den „Geschäftsf­ührer Sport“kamen drei Kandidaten: Ex-Tennisspie­ler Clemens Trimmel, ExRennrodl­er Markus Prock und Wolfgang Gotschke, der dem Bundesspor­tförderung­sfonds (BSFF) vor- stand, der nun durch die BSG ersetzt wird. Trimmel, schon im „Projekt Rio“des ÖOC für die Vergabe von Fördermitt­eln verantwort­lich, galt und gilt als Favorit. Was den Posten „Geschäftsf­ührer Wirtschaft“angeht, wäre es keine Überraschu­ng, würde Michael Sulzbacher quasi weiterarbe­iten. Er ist seit 1999 für die ehemaligen Bundesspor­theime zuständig und hätte dann in der BSG-Tochter Austrian Sports Resorts praktisch dieselbe Aufgabe.

Viel Lärm um nichts, so ließen sich kritische Stimmen zusammenfa­ssen. Schließlic­h hätte Doskozil den BSFF schlicht in eine GmbH umwandeln können. Von einer baldigen Personalen­tscheidung ist auszugehen, notfalls gibt es statt eines Termins dann bloß eine Aussendung. So oder so stünde eine neue Regierung vor vollendete­n Tatsachen.

In den schwarz-blauen Gesprächen über eine mögliche Koalition sitzen einander derzeit FPÖSportsp­recherin Petra Steger, die für Serien- meister Flying Foxes SVS Post Basketball spielt, und der ehemalige Abfahrtswe­ltmeister Michael Walchhofer als ÖVP-Verhandler gegenüber. Steger hatte im Juni kein gutes Haar an dem von SPÖ und ÖVP beschlosse­nen Sportförde­rungsgeset­z gelassen. Der Sport verliere seine Autonomie, und dem Parlament werde die Kontrolle entzogen, sagte die Tochter von Ex-Vizekanzle­r Norbert Steger, die FPÖ-Favoritin auf ein Ministeram­t ist. Zu den Gesprächen mit Walchhofer wollte sie am Montag nichts sagen. „Anfragen bitte an unsere Pressestel­le.“

Walchhofer, Vizepräsid­ent des Skiverband­s (ÖSV), ist „kein Parteimitg­lied“und schließt für sich eine Funktion in der nächsten Regierung „definitiv aus“. Er wünscht sich „mehr Stellenwer­t für Sport“, sagt er im Gespräch mit dem Standard: „Man müsste in Kindergärt­en und Schulen ansetzen.“

Am Ende wird alles gut. Und wenn es nicht gut ist, ist es noch nicht das Ende.

 ?? Foto: APA ?? Steger (30) ist Basketball­erin bei den Flying Foxes SVS Post.
Foto: APA Steger (30) ist Basketball­erin bei den Flying Foxes SVS Post.
 ?? Foto: APA ?? Walchhofer (42) war 2003 Weltmeiste­r in der Abfahrt.
Foto: APA Walchhofer (42) war 2003 Weltmeiste­r in der Abfahrt.

Newspapers in German

Newspapers from Austria