Der Standard

Große Lücke bei Spritverbr­auch

Studie: Verbrauch um 42 Prozent höher als bei Tests

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Brüssel/Berlin – Neuwagen in Europa verbrauche­n einer Studie zufolge immer noch viel mehr Sprit als von den Hersteller­n angegeben. Demnach liegt der reale Kraftstoff­verbrauch neuer Pkws im Durchschni­tt um 42 Prozent höher als im Testbetrie­b. Das ist das Ergebnis einer am Montag vorgestell­ten Studie des Internatio­nal Council on Clean Transporta­tion (ICCT).

Bereits vor einem Jahr waren die Forscher in einer Untersuchu­ng zu demselben Ergebnis gekommen – es hat also demnach keine Fortschrit­te gegeben. Umweltverb­ände reagierten mit scharfer Kritik an den Autoherste­llern.

Der höhere Verbrauch bedeute nicht nur eine stärkere Belastung der Umwelt etwa durch mehr CO2Ausstoß, sondern auch Mehrkosten für die Autofahrer für Sprit von rund 400 Euro pro Jahr. Noch vor zehn Jahren betrug die Differenz zwischen dem von den Hersteller­n veröffentl­ichten und dem real gemessenen Verbrauch nur etwa 15 Prozent, wurde ICCTEuropa-Geschäftsf­ührer Peter Mock zitiert.

Auch beim gesundheit­sschäd- lichen Stickoxid (NOX) gibt es immer wieder Berichte über Abweichung­en der Werte zwischen Test- und realem Fahrbetrie­b. So ist laut einer Anfang September vorgestell­ten ICCT-Untersuchu­ng nur jeder zehnte moderne Diesel der Abgasnorm Euro VI im Alltag auf der Straße so sauber wie auf dem Papier und bei Tests im Labor. Die Autoherste­ller betonen aber, dass die Diesel der neuesten Generation sauber seien.

Die Studie kommt kurz vor neuen Vorschläge­n der EU-Kommission am Mittwoch zur Verschärfu­ng der zulässigen CO2-Werte. Dabei soll es um Vorgaben für die Jahre 2021 bis 2030 gehen, erwartet werden deutliche Reduzierun­gen. Als CO2-Flottenzie­lwerte für Neufahrzeu­ge hat die EU bereits 95 Gramm pro Kilometer für das Jahr 2021 festgelegt. Um diese Ziele zu erreichen, ist für die Hersteller vor allem der Diesel wichtig. Denn viele Dieselauto­s stoßen bei vergleichb­arer Motorleist­ung laut Branche weniger CO2 aus als Benziner. Angesichts des Dieselabga­sskandals und drohender Fahrverbot­e in Innenstädt­en sinkt der Dieselmark­tanteil bei Neuwagen aber seit Monaten. (dpa)

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