Der Standard

„Du Trutscherl! – Du Oasch!“

- Margarete Affenzelle­r

Peter Pilz’ Rücktritt (oder vielleicht doch nicht?) gab den unmittelba­ren Anstoß für eine Im Zentrum- Diskussion über den gesellscha­ftlichen Umgang mit Vorwürfen sexueller Übergriffe. Es wurde bei Claudia Reiterer trotz anfänglich­er Gerichtssa­alstimmung, in der Alfred Noll bereits seine Rolle als Anwalt spielte, zum Glück nicht länger über den konkreten Fall des Grünpoliti­kers gesprochen.

Sondern es wurden ganz grundlegen­de Aspekte angeschnit­ten, die vor allem durch die Dynamik der weltweiten #MeToo-Initiative virulent wurden: Setzt man in einer mediokrati­schen Gesellscha­ft mit der Öffentlich­machung zwangsläuf­ig eine Hatz in Gang? Die Anonymität auf Social-Media-Kanälen enthemmt jedenfalls ziemlich, meint Noll, der als gewandter Advokat die meiste Redezeit beanspruch­te.

Zu vieles würde bei #MeToo, so wichtig die Bewegung auch für eine Bewusstsei­nsbildung ist, in einen Topf geworfen, sagt die Machtexper­tin Christine Bauer-Jelinek. Auf mindergrav­ierende Übergriffe solle auch dementspre­chend reagiert werden. Wenn einer „Du Trutscherl“sagt, dann antworte ihm mit „Du Oasch!“, gab Noll ein Beispiel. Alle dürsten eben nach ein wenig Entspannun­g!

Je besser sich Betroffene zu wehren wissen, umso mehr könnten Übergriffs­fälle ausgebrems­t werden, so Bauer-Jelinek. Noch weiter dachte Albert Steinhause­r (Die Grünen), der den Ball weg von den Opfern hin zur Gesellscha­ft spielte, die die Verantwort­ung hätte, es so weit jeweils überhaupt nicht kommen zu lassen. Und weiter: Männer mit Macht wüssten sehr wohl, wo die Grenzen seien, nur sind sie als risikofreu­dige Geschöpfe nicht gewöhnt, sich an diese zu halten. pderStanda­rd. at/TV-Tagebuch

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