LESERSTIMMEN
Schwarz-weiße Welt
Betrifft: #MeToo, Peter Pilz und „Die Blattlinie als Richtschnur“
der Standard, 6. 11. 2017 Eigentlich kann ich mich nur noch wundern: über eitle Medienmänner, die sich nun stolz auf die Brust klopfen, weil sie gegen Gewalt und Belästigung von Frauen auftreten, just jetzt, wo es scheinbar die ganze Welt tut, über eloquente, privilegierte Frauen, die mit Verve und Aktivismus bei Social-MediaKampagnen an vorderster Front stehen. Angesichts dessen beschleicht mich immer wieder der Gedanke, wie sehr doch hehre Anliegen als Kulisse für das eigene, große Ego benutzt werden.
Ich kann mich nur wundern über Journalistinnen, die sagen, welche Meinung genehm ist und gedruckt werden darf und welche nicht, die bestimmte Meinungen mit Sexismus, mit Vergewaltigung gleichsetzen. Ich wundere mich über jene, die so unglaublich selbstgerecht und sicher sind, welche Seite die gute ist und wel- che Meinung man zu vertreten hat. Jede und jeder muss sich heutzutage sofort offenbaren und deklarieren, jene, die erst mal nichts sagen, sind mehr als verdächtig. Auf die Idee, dass man sich gar nicht so schnell ein Urteil zu bilden wagt, so schnell wie ein Hype einschlägt und auch wieder vergeht, kommt man nicht. Man muss schon wissen, wann man mit welcher Meinung auf welcher Seite steht und von wem man bitte keinesfalls Zuspruch bekommen darf (z. B. Felix Baumgartner) und vom wem Zuspruch erlaubt ist. Die Welt ist so herrlich schwarz und weiß, oder? Auch für offenbar gebildete, aufgeklärte Menschen, sie würden sich jedenfalls selbst wohl so bezeichnen.
Eva Maria Bachinger, per Mail
Notwendiges Medium
Jeder Beitrag auf der Kda-Seite ist als redaktionelle Entscheidung zu sehen. Botschaft an den Leser: „Wir – die Redaktion – finden diesen Beitrag wert, als Kda gelesen zu werden.“
Dass die Standard- Redaktion sich auf die dokumentierte, intensive Art mit dieser Frage am konkreten Beispiel auseinandersetzt, ist für mich wieder einmal eine (gar nicht nötige) Evidenz dafür, wie sehr ich den Standard schätze und wie notwendig es ist, so ein Medium (täglich an der Seite) zu haben. Alois Geyer, per Mail
Differenzierter Journalismus
Danke für Ihre offene Darstellung von Teilen Ihrer redaktionsinternen Debatte zu diesem Thema; die Meinungen würde ich über weite Strecken teilen.
Über einen Kommentar bin ich heftig gestolpert, und er ist mir richtig sauer aufgestoßen: Es ist ein wirklich starkes Kunststück, im Text von Frau Braun Frauenverachtung zu erkennen, der noch dazu „Opfer sexueller Gewalt in den Dreck zieht“.
Da muss ich mir als Leser schon die Frage nach der Urteilsfähigkeit, Objektivität und Diskussionsbereitschaft stellen.
Robert Schön, 2721 Bad Fischau