Kultur, Toleranz und Strategien der Zuversicht
Die Europäischen Literaturtage in der Wachau (16. bis 19. November) befassen sich mit einem wichtigen Thema unserer Zeit: der Angst und ihrer Überwindung. Die dem Prinzip Offenheit verpflichtete Veranstaltung bietet Gespräche, Lesungen und literarische Ku
Wien – Das Thema, unter dem die neunten Europäischen Literaturtage (ELit) in Krems und Spitz an der Donau stehen, lautet Angst beziehungsweise Angstlust und Angstmache. Und das nicht nur als Grundbefindlichkeiten, sondern auch als politische Strategien, die unsere Gegenwart prägen – und mit denen Wahlen gewonnen werden.
Das Motiv der Angst hat nicht zufällig Eingang in die Gegenwartsliteratur gefunden. Eine Vielzahl von Autorinnen und Autoren beschäftigt sich in ihren Werken mit Bestandsaufnahmen, Analysen und Auswirkungen von Angst, aber auch mit Gegenstrategien, die dabei helfen könnten, zuversichtlich zu bleiben.
Aus den Angeln
Der russische Schriftsteller und Journalist Sergej Lebedew verfasste eigens für die Europäischen Literaturtage einen Text, der dem Leitmotiv der Veranstaltung geschuldet ist. Sein im Herbst 2015 in deutscher Übersetzung erschienener dritter Roman Menschen im August war mehreren Verlagen in Russland zu heikel gewesen, dort erschien er erst 2016. Angst war also auch da ein nicht zu unterschätzender Beweggrund.
Den Eröffnungsabend bestreiten der Schriftsteller Robert Menasse und der Historiker und Autor Philipp Blom am Donnerstag, 16. 11., um 19.30 Uhr im Klangraum Krems Minoritenkirche: Unter dem Motto „Die Welt aus den Angeln – wie der Klimawandel Europa verändert“, so auch der Titel von Bloms 2017 erschienenem Buch über die Geschichte der Kleinen Eiszeit in Europa von 1570 bis 1700, diskutieren die beiden über die großen Herausforderungen unserer Zeit.
Den ganzen Freitag (17. 11.) über sind spannende Namen der aktuellen europäischen Literaturszene zu Gast, darunter Leif Randt (Planet Magnon), Gila Lustiger (Erschütterung. Über den Terror), Andrezj Stasiuk (Der Osten), Elisabeth Åsbrink (Und im Wienerwald stehen noch immer die Bäume: ein jüdisches Schicksal in Schweden), Aleš Šteger (Logbuch der Gegenwart. Taumeln) und Jaroslav Rudiš (Nationalstraße), die sich in verschiedenen Veranstaltungsformaten literarischen wie gesellschaftlichen Fragen unserer Zeit stellen.
Weiter geht es mit dem Thema Angst im Schloss Spitz am Freitag- abend: Um 19.30 Uhr bittet die Journalistin Rosie Goldsmith unter dem Titel „Flucht aus dem Paradies“die britische Schriftstellerin Deborah Levy und die türkische Autorin Elif Shafak, sie schreibt auf Türkisch und Englisch und gehört zu den meistgelesenen Autorinnen der Türkei, zu Lesungen und Gesprächen. Shafak wird dieses Jahr bei ELit mit dem Ehrenpreis des Österreichischen Buchhandels für Toleranz in Denken und Handeln ausgezeichnet.
Literatur, Lyrik, Jazz
Nach Workshop und Exkursion am Samstag laden die Literaturtage um 19 Uhr in den Renaissancesaal des Schlosses zu Spitz zur Soiree „Erlesen“, einer Symbiose von Literatur, Weinkultur und Kulinarik. Gerwig Epkes (Radio SWR) wird sich mit Arno Camenisch, Hanne Ørstavik, der Bachmannpreis-Gewinnerin Sharon Dodua Otoo und Dana Grigorcea über ihre aktuellen Neuerscheinungen unterhalten. Begleitend stellen Spitzer Winzer ihre Weine vor, dazu wird ein Menü nach Rezepten aus Stevan Pauls Roman Der große Glander kredenzt.
Zum Abschluss der Literaturtage am 19. 11. um 11 Uhr bitten Cornelia Travnicek, Wolfgang Puschnig und Jon Sass mit Lyrik und Jazz zur Sonntagsmatinee „Parablüh“. Ergänzt wird das Programm durch Workshops und Lesungen für junge Menschen in Schulen und im Karikaturmuseum Krems (u. a. in Kooperation mit eljub – Europäische Jugendbegegnung). Täglich neu wird die Autorin Rasha Khayat in ihrem Blog und anschließend auf Okto.TV über die Europäischen Literaturtage berichten. pProgramm und Tickets:
www.literaturhauseuropa.eu