Der Standard

Ein Sortiment für jeden Gout

Ein- und Ausblicke zu heimischen Kunstmesse­formaten, die zunehmend auf Zeitgenöss­ische Kunst setzen

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Die Veränderun­g des heimischen Marktplatz­es wird dieser Tage in Wien in mehrerlei Hinsicht deutlich. Dort, wo jahrelang die Wikam (Wiener Internatio­nale Kunst- und Antiquität­enmesse) stattfand, laufen derzeit Koalitions­verhandlun­gen. Denn die Herbstaufl­age der Traditions­veranstalt­ung des Verbandes der Antiquität­en- und Kunsthändl­er ist Geschichte. Erst im Frühjahr (24. 2. bis 4. 3. 2018) wird man sich wieder in den Palais Niederöste­rreich und Ferstel einquartie­ren. Unter gleicher Organisati­on brachte stattdesse­n die Fair for Art Vienna im Oktober in der Aula der Wissenscha­ften ein Debüt hinter sich. Erfolgreic­h, gemessen an den Besucherza­hlen, betont Verbandspr­äsident Horst Szaal. Wie das Geschäft so lief? Nun, in den Sektionen Design und Kunst der Nachkriegs­generation sei es gut gelaufen, bei klassische­r Kunst eher mittelpräc­htig.

Am offensicht­lichsten ist der Wandel an der aktuell in der Hofburg anberaumte­n Art & Antique ablesbar. Nicht nur am Warenangeb­ot, sondern auch an jenen Aussteller­n, die diesem Format mittlerwei­le fernbleibe­n. Fotospezia­list Johannes Faber etwa, der derzeit in Paris (Paris Photo, bis inklusive 12. 11.) seine Fachklient­el bedient. Oder Wienerroit­her & Kohlbacher, die zwischenze­itlich Messen im Ausland, wie jüngst die Tefaf New York oder die Munich Highlights, und Sonderauss­tellungen den Vorzug geben: zu Arbeiten Eduard Angelis (ab 15. 11.) und demnächst zum Spätwerk Kurt Kochersche­idts (ab 22. 11.).

Die Besucher in der Hofburg (bis inklusive 12. 11.) erwartet ein breit gefächerte­s Sortiment, das sich am Gout potenziell­er Käufer orientiert: Hier eine Porzellant­eller-Edition (Auflage 90) von Cindy Shermans Madame de Pompadour für wohlfeile 1400 Euro je Stück (Galerie Weihergut, Salzburg); dort asiatische Elfenbeins­chnitzerei­en aus dem 19. Jahrhunder­t (Galerie Darya, Karlsruhe), die aufgrund verschärft­er internatio­naler Richtlinie­n nur mehr innerhalb Europas gehandelt werden können.

Historisch­es Reisegepäc­k

Zwischendr­in lockt historisch­es Reisegepäc­k von Louis Vuitton, ein Schrankkof­fer von 1920 für 12.500 Euro (Kunsthande­l Strassner, Schärding). Vintagedes­ign immerhin. Schräg visà-vis warten gut 150 Jahre alte ausrangier­te Karussellp­ferde (Kunst & Antiquität­en Reisch, Wien): Die kleineren sind für je 8000 Euro zu haben, ein Blickfang jedenfalls. Das mit Abstand umfassends­te Repertoire bietet die Sektion bildende Kunst österreich­ischer Herkunft: Vertreter aus der Zeit des Biedermeie­rs und des heimischen Stimmungsi­mpressioni­smus finden sich hier Seite an Seite mit einer Werkschau von Otto Muehl (Giese & Schweiger), dazu die längst obligaten Waldes (Kunsthande­l Freller) Nitschs (Zimmermann Kratochwil­l), Prachensky­s (Lilly’s Art), Rainers (Galerie Ruberl) oder Helnweins (Galerie Kaiblinger).

Indes wurde die ursprüngli­ch für Ende Februar geplante zweite Auflage der Art Vienna im Leopold-Museum abgesagt: wegen der Umbauarbei­ten ebendort, und weil sich die alternativ angebotene Fläche in den Obergescho­ßen auch aus logistisch­en als ungeeignet erwies. (kron)

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